Die Zahlen: Die Befragungen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigen, dass sie sich während der Pandemie deutlich öfter niedergeschlagen, hoffnungslos, ängstlich oder sehr gestresst fühlten. Jugendliche suchten sich ab 2021 überdurchschnittlich häufig professionelle Unterstützung. Immer mehr junge Menschen gerieten in sehr grosse Not: Anfragen beim Notruf der Pro Juventute wegen Suizidgedanken verdoppelten sich 2021 im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie. Die Fachstelle «Tox Info» beriet zunehmend mehr Menschen wegen Vergiftungsversuchen. Und psychische Probleme – bis hin zu Suizidversuchen – waren 2021 erstmals der häufigste Grund, warum junge Menschen zwischen 10 und 24 Jahren ins Spital eingeliefert wurden.
Zahlen und Daten
- Pro Juventute: Update Corona-Report
- Schweizerisches Gesundheitsobservatorium: Psychische Gesundheit – Erhebung Herbst 2022
- COVID-19 Social Monitor der Universität Bern
- Beratungen zum Thema Suizid beim 147 von Pro Juventute fast verdoppelt
- Tox Info Jahresbericht 2021
- Psychische Störungen: Beispielloser Anstieg der Hospitalisierungen bei den 10- bis 24-jährigen Frauen
Die Gründe: Die Pandemie traf Jugendliche und junge Erwachsene in einer sensiblen Phase ihrer Entwicklung. Aus der Gehirnforschung ist bekannt, dass in diesem Lebensabschnitt ein massiver Umbau des Gehirns stattfindet. Daher reagiert das Gehirn in dieser Zeit sehr sensibel auf Stress, insbesondere auf lange andauernden Stress. Kommt hinzu, dass Kontakte ausserhalb der eigenen Familie gerade während dieser Lebensphase sehr wichtig werden: Junge Menschen werden autonomer, definieren sich neu und orientieren sich dabei stark an ihren Peers. Doch eben diese Kontakte wurden durch die Corona-Massnahmen massiv erschwert oder gar verunmöglicht.
Das grössere Bild: Untersuchungen in verschiedenen europäischen Ländern und den USA zeigen, dass die psychische Belastung bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen schon seit Ende der Nullerjahre stetig steigt. Wichtige Ereignisse, welche die jungen Menschen seither psychisch belastet haben könnten, sind unter anderem die Finanzkrise von 2007/2008, die Klimakrise, Konflikte und Kriege. Durch die rasche Verbreitung des Smartphones wurden die Ereignisse aus der ganzen Welt ausserdem deutlich präsenter.
Der Ausblick: Seit kurzem liegen die ersten Studien vor, die das psychische Befinden der jungen Menschen im Jahr 2024 untersucht haben. Resultate aus der Schweiz, Deutschland und den USA zeigen, dass es den Jugendlichen und jungen Menschen heute etwas besser geht als noch in den Jahren zuvor. Aber sie sind psychisch immer noch belasteter als vor der Pandemie.