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Botox, Filter und KI Wie Social Media unser Schönheitsideal verändert

Makellose Haut, strahlende Lächeln – Social Media zeigt Gesichter, die verzaubern. Viele sind bearbeitet oder KI-generiert und prägen unsere Wahrnehmung. Forschende sprechen von visueller Gesichtsernährung.

Täglich sehen wir viele Gesichter – von Freundinnen, Familienmitgliedern, aber auch von Menschen, denen wir auf dem Arbeitsweg oder beim Einkaufen begegnen. Alle diese Gesichter zählen zu unserer sogenannten visuellen Gesichtsernährung. Dazu gehören auch Gesichter auf Social Media und im Internet: Doch viele davon sind bearbeitet.

Tragisch ist, dass man sich oft nicht mal mit echten schönen Menschen vergleicht, sondern mit der künstlichen Darstellung von Menschen. Da kann man nur scheitern.
Autor: Lisa Schmalzried Philosophin

«Wir werden bombardiert mit gutaussehenden Menschen. Das suggeriert uns, dass Schönheit und gutes Aussehen weit verbreitet seien. Doch dies ist ein Irrglauben», erklärt die Philosophin Lisa Schmalzried. «Früher gab es die eine schöne Frau im Dorf oder in der Schule. Und die hat unser Schönheitsideal geprägt.»

Zu viele schöne Gesichter

Wenn wir ständig schlanke, durchtrainierte Körper sehen mit perfekten Wimpern und vollen Lippen, beginnen wir, diese Körper als den neuen Durchschnitt zu betrachten.

Das perfekte Gesicht

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Die Wahrnehmung eines perfekten Gesichts kann je nach Kultur und individuellen Vorlieben variieren, aber es gibt einige allgemeine Merkmale, die oft als attraktiv angesehen werden:

  1. Symmetrie: Ein symmetrisches Gesicht, bei dem sich die linke und rechte Seite spiegeln, wird oft als besonders attraktiv empfunden.
  2. Der Goldene Schnitt: Gesichtszüge, die dem Goldenen Schnitt (etwa 1.618) entsprechen, werden oft als ästhetisch ansprechend wahrgenommen.
  3. Gesunde Haut: Eine klare, gesunde und strahlende Haut kann die Gesamtattraktivität eines Gesichts erhöhen und weist auf eine gute Gesundheit hin.

Medien beeinflussen so direkt unsere visuelle Ernährung. Je mehr Bilder wir täglich auf den sozialen Medien sehen, desto mehr prägen sie unser aktuelles Schönheitsideal. Was wir sehen definiert, was wir als durchschnittliches oder gutes Aussehen bewerten. Und das wiederum beeinflusst, wie wir uns selbst sehen.

Der Vergleich mit «unechten» Menschen

Der ständige Konsum von bearbeiteten oder vollständig mit KI generierten Bildern kann negative Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit haben – Diese Bilder können unser Selbstwertgefühl beeinträchtigen, insbesondere wenn wir uns in diesen Abbildungen nicht wiedererkennen.

«Tragisch ist, dass man sich oft nicht mal mit echten schönen Menschen vergleicht, sondern mit der künstlichen Darstellung von Menschen. Da kann man nur scheitern.», sagt Lisa Schmalzried.

Eine junge Frau macht ein Selfie und richtet sich dabei die Haare.
Legende: Inszenierte Perfektion: Soziale Medien verstärken den Druck, einem künstlichen Schönheitsideal zu entsprechen. IMAGO/Cavan Images

«Das kann desaströse Folgen haben: darunter Essstörungen, die Obsession mit Schönheits-OP’s oder Fitnesswahn». Besonders junge Personen zwischen 14 und 24 Jahren sind davon betroffen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben 2024 eine Übersichtsstudie erstellt, wo sie 212 Studien der letzten 20 Jahre zum Körperbild und sozialen Medien angeschaut haben.

Das Fazit der Autorinnen und Autoren: Die ständige Konfrontation mit idealisierten Bildern und einer Kultur des sozialen Vergleichens führen häufig zu einer erhöhten Unzufriedenheit und psychischem Stress. Sie betonten, dass diese Auswirkungen politisch behandelt werden müssen.

Gesunde visuelle Ernährung bedeutet Vielfalt

Wie bei einer gesunden Ernährung ist auch bei der visuellen Ernährung Vielfalt der Schlüssel: Nicht nur Profilen mit bearbeiteten Bildern folgen. Sondern auch bewusst Influencern, die auf unbearbeitete Bilder setzen. Und auch Körper repräsentieren, die nicht dem gängigen Schönheitsbild entsprechen.

Dies kann ein gesünderes und realistischeres Schönheitsideal fördern und auch helfen, ein positiveres Selbstbild zu entwickeln und die Vielfalt der Schönheit zu schätzen. Und nicht zuletzt: Weniger Zeit auf den sozialen Medien verbringen.

Einstein, 24.4.2025, 21:05 Uhr

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