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Höhere Studiengebühren für die beiden ETHs
Aus Wissenschaftsmagazin vom 03.06.2024. Bild: Imago Images / Pond5 Images
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Hochschulfinanzen Was bringen höhere Studiengebühren für ausländische Studierende?

Wer keinen Schweizer Schulabschluss hat, muss in Zukunft an der ETH mehr bezahlen. So will es der Nationalrat. Generell müssen die Hochschulen den Gürtel enger schnallen. Fünf Fragen an Wissenschaftsredaktor Christian von Burg, der sich in die Hochschulfinanzen vertieft hat.

Christian von Burg

Wissenschaftsredaktor, SRF

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Christian von Burg ist seit 2017 Wissenschaftsredaktor bei Schweizer Radio SRF. Zuvor war er sieben Jahre als Inlandredaktor von SRF in Bern tätig. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Umweltthemen.

Wie viel müssen die Hochschulen sparen?

Auf dem Papier müssen sie nichts sparen: Der Gesamtrahmen für Bildung und Forschung steigt für die nächste Vierjahresperiode um gut 1,5 Prozent auf neu knapp 30 Milliarden Franken. Rechnet man allerdings eine Teuerung von einem Prozent ein und die steigende Anzahl Studierender, heisst das für die Hochschulen trotzdem, dass sie den Gürtel enger schnallen müssen. Sie haben im Vorfeld der Debatte auch kräftig lobbyiert – mit Erfolg: Der Nationalrat hat jetzt doch nochmals 100 Millionen draufgeschlagen.

Die beiden ETHs wollen mehr Geld via Studiengebührenerhöhung holen, wird sie das sanieren?

Nein. Die Mehreinnahmen werden nur knapp ein Prozent des Budgets ausmachen. Das macht den Braten nicht feiss. Der ETH-Rat hat die Erhöhung Anfang Jahr knapp abgelehnt, aber der Nationalrat will ihn jetzt doch dazu verpflichten. Für Studierende, die ihren Schulabschluss im Ausland gemacht haben, sollen sich die Gebühren verdreifachen. An der ETH kommen gut 40 Prozent aller Studierenden aus dem Ausland, an der EPFL sind es sogar 60 Prozent. Neu zahlen sie gut 2'000 Franken pro Semester. Das ist nicht extrem hoch, insbesondere im Vergleich zum angelsächsischen Raum. Aber es ist ein Paradigmenwechsel, und die Meinungen gehen auseinander.

Was spricht dagegen?

Man riskiert, dass nicht mehr die Besten, sondern die Reichsten kommen. Michael Hengartner, der Präsident des ETH Rates, findet, einige Hochschulen wie Oxford und Cambridge seien auf diesem Weg zu weit gegangen. Wer zu viel verlangt, schneidet sich je nachdem also ins eigene Fleisch. Im Fall der Schweiz auch, weil wir dringend Fachkräfte brauchen. Und heute bleiben zwei Drittel dieser gut ausgebildeten Leute auch nach dem Studium als Fachkräfte in der Schweiz

Gleichzeitig will die EPFL den Zugang für ausländische Studierende reduzieren. Warum?

Die EPFL ist seit einigen Jahren überfüllt. Es kommen sehr viele Studierende, insbesondere aus Frankreich. Viele sitzen in den Vorlesungen auf den Treppen, auch der Zugang zu den Assistierenden, die einem bei Problemen weiterhelfen, sei in den ersten Semestern oft gar nicht mehr möglich, berichten Studierende. Die Qualität der Lehre sei in Gefahr, schreibt die Hochschule. Sie hat eine Beschränkung auf maximal 3000 Studienplätze pro Jahrgang beantragt. Dabei gilt: Studierende mit Schweizer Matura sollen weiterhin freien Zugang erhalten. Die übrigen Plätze sollen dann an die ausländischen Studierenden mit den besten Noten vergeben werden.

Braucht es nicht insgesamt mehr Geld für Forschung?

Das wäre sicher nicht falsch investiert. Man muss aber auch den Gesamtzusammenhang betrachten. Die Ausgaben für Forschung und Bildung sind in den letzten drei Jahrzehnten stark gestiegen, um fast 150 Prozent. Zum Vergleich: 1990 hat der Bund für den Sicherheitsbereich – also vor allem für die Armee – noch gut doppelt so viel ausgegeben wie für Bildung und Forschung. Heute gibt der Bund einen Fünftel mehr aus für Bildung und Forschung als für die Armee. Mit dem Ukraine-Krieg soll die Armee wieder gestärkt werden. Gleichzeitig braucht es mehr Geld für die Finanzierung der AHV. Es ist also finanzpolitisch ein grosser Spagat, den man hinlegen muss.

Wissenschaftsmagazin, 01.06.2024, 12:40 Uhr ; 

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