29.2 Milliarden sieht der Bundesrat für Bildung, Forschung und Innovation vor. Etwa für Universitäten, Forschungsprojekte und Netzwerke der Wissenschaft. Das ist zu wenig für Angelika Kalt. Sie ist die Direktorin des Schweizerischen Nationalfonds und hätte gerne mehr Geld.
Denn: «Zum einen hat es in den letzten Jahren eine hohe Teuerung gegeben. Diese muss in den Mitteln untergebracht werden, die wir jetzt bekommen. Das andere ist, dass der Forschungssektor und der Innovationssektor grösser werden, das liegt am Anteil der Tertiärausbildungen in der Bevölkerung. Damit nimmt der Druck auf die Mittel zu», erklärt Kalt.
Deshalb wolle man darauf hinweisen, dass 29.2 Milliarden nicht genug seien, damit die ETH, die Universitäten, Fachhochschulen, Forscherinnen und Forscher ihre Ziele erreichen könnten, sagt Michael Hengartner, Präsident des ETH-Rats. Er gibt offen zu, dass es um Aufmerksamkeit geht: «Warum wir laut sind? So funktioniert die Politik.»
Parlamentarische Kommissionen beraten sich
Es ist daher kein Zufall, traten Michael Hengartner, Angelika Kalt und andere Hochschulvertreterinnen und -vertreter genau jetzt vor die Medien. Ab dieser Woche sitzen parlamentarische Kommissionen zusammen, welche sich mit der Finanzierung von Bildung und Forschung auseinandersetzen.
Wir möchten betonen, dass die Investition in Bildung langfristig eine der wichtigsten und klügsten Investitionen ist, die die Schweiz machen kann.
Hengartner wird die Diskussion mit ihnen suchen: «Wir diskutieren mit Parlamentarierinnen und Parlamentariern und möchten betonen, dass die Investition in Bildung langfristig eine der wichtigsten und klügsten Investitionen ist, die die Schweiz machen kann.» Besuch vom Präsidenten des ETH-Rats wird möglicherweise auch Peter Hegglin erhalten.
In den vergangenen Jahren ist der Ausgabenbereich für Forschung und Bildung überdurchschnittlich gewachsen.
Der Ständerat aus Zug ist Finanzpolitiker. Was er sagt, dürfte Hengartner und die anderen, die mehr Geld für Bildung, Forschung und Innovation wollen, wenig freuen: «Der Spielraum ist recht klein. Man muss auch zurückblicken: In den vergangenen Jahren ist der Ausgabenbereich für Forschung und Bildung überdurchschnittlich gewachsen.»
Von Zeit zu Zeit zu hinterfragen, ob die Ausgaben in dieser Höhe fortgeführt werden sollen, sei adäquat, argumentiert Hegglin. «Es gibt immer wieder Sparpotential in allen Aufgabenbereichen. Wir sprechen nicht von einem Rückgang der Mittel, sondern nur von einem schwächeren Wachstum.»
Schwächeres Wachstum wirkt wie Kürzung
Dieses schwächere Wachstum der Ausgaben deutet Hengartner wegen der Teuerung, der wachsenden Zahl Studierender, der sich mehrenden Aufgaben und den Entwicklungen in Lehre und Forschung jedoch als Kürzung. «Kurzfristig in der Forschung zu kürzen, hat keinen Effekt. Man sieht aber den langfristigen Schaden.» Die Schweiz sei in der Folge weniger konkurrenzfähig in der Bildung, die Wirtschaft könne weniger profitieren und es würden weniger Fachkräfte ausgebildet.
Es drohe ein Abbau, so die Vertreterinnen aus Bildung, Forschung und Innovation. Angelika Kalt sagt: «Die Parlamentarier haben den grossen Spardruck bereits. Sie müssen sich mit vielen Bedürfnissen auseinandersetzten. Doch Forschung und Innovation sind der Rohstoff der Schweiz. Und auch andere Bereiche wie Landwirtschaft und Militär können irgendwann nicht mehr profitieren, wenn man diese Basis deutlich verringert.»
Die Wissenschaft richtet sich also auf den Verteilkampf ein und erzeugt Aufmerksamkeit, damit das Parlament vielleicht doch so viel Geld gibt, wie sie gerne hätte.