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Sabine Süsstrunk: Weniger Geld für Bildung und Forschung
Aus Tagesgespräch vom 13.03.2024. Bild: SRF/David Karasek
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Weniger Budget für Bildung «Wir werden nicht lobbyieren, aber die Konsequenzen aufzeigen»

Der Bundesrat will eine halbe Milliarde weniger als ursprünglich geplant für Bildung, Forschung und Innovation ausgeben. Grund ist die angespannte Finanzlage des Bundes. Die Präsidentin des Schweizerischen Wissenschaftsrats (SWR) und Professorin an der ETH-Lausanne, Sabine Süsstrunk, kann den Entscheid nicht nachvollziehen. Sie befürchtet langfristige Konsequenzen für die Schweiz.

Sabine Süsstrunk

Informatikerin und Hochschullehrerin

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Süsstrunk ist Präsidentin des Schweizer Wissenschaftsrats (SWR). Sie ist Professorin an der Fakultät für Informatik und Kommunikationswissenschaften an der EPF Lausanne. Mit den Bereichen des international vernetzten Schweizer Bildungs-, Forschungs- und Innovationssystems ist sie bestens vertraut. Sie berät den Bundesrat in Sachen Wissenschaft und Forschung.

SRF News: Was bedeutet dieses Sparprogramm für den Forschungsplatz Schweiz?

Sabine Süsstrunk: Das wird uns hart treffen. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber langfristig. Lehre und Forschung sind personalintensiv. Die Zahl der Studierenden steigt, und wir sollten daher auch mehr Lehrpersonal haben. Die Kürzung bedeutet aber, dass wir weniger Dozierende einstellen können. Und das kann sich auf die Qualität der Lehre und damit auf die Qualität der Fachkräfte in der Schweiz auswirken.

Die Budgetkürzungen führen dazu, dass nicht an neuen Projekten geforscht werden kann.

Dasselbe gilt für die Forschung. Zum Beispiel wollte die ETH in ein Forschungsprojekt zur nachhaltigen Landwirtschaft investieren. Das wird jetzt gestrichen, weil die Mittel nicht vorhanden sind.

Der Bundesrat argumentiert, der Anteil der öffentlichen Ausgaben für Bildung und Forschung sei in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gestiegen und wachse jetzt nur etwas langsamer.

Mit den Ausgaben ist auch die Zahl der Studierenden gestiegen. In den letzten 10 Jahren haben wir fast eine Verdoppelung der zu betreuenden Studentinnen und Studenten an allen Universitäten. Wir wollen gut ausgebildete Fachkräfte, das ist wichtig für unser Land. Wenn hier gespart wird, dann geht Qualität verloren.

Die fehlende halbe Milliarde wird sich also bemerkbar machen?

Auf jeden Fall. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Eine brillante Physikerin, die bei uns an der ETH studiert und promoviert hat, geht für einen Studienaufenthalt in die USA. Wenn wir ihr danach mangels Budgets keine Stelle anbieten können, ist sie weg, und wir haben eine Fachperson «verloren». Das Gleiche gilt für die Forschung. Wir stehen vor grossen Herausforderungen, sei es bei der Energie, dem Klimawandel oder der künstlichen Intelligenz. Um diese Probleme anzugehen, braucht es neue Forschungsprojekte. Mit weniger Geld ist das schwierig.

Es wurde nicht das komplette Budget gestrichen. Es sind immer noch viele Millionen, die in den Bereich Bildung und Forschung fliessen.

Aber wir brauchen auch viel Geld. Viele Menschen arbeiten in diesem Bereich. Die Budgetkürzungen führen dazu, dass nicht an neuen Projekten geforscht werden kann.

Für jeden Franken, der in die Bildung investiert wird, kommen rund fünf Franken zurück.

Der Entscheid des Bundesrates wird nun im Parlament diskutiert. Was fordern Sie von der Politik?

Dass das Parlament noch einmal darüber nachdenkt. Wir wollen keine Kürzungen, wir wollen zweieinhalb Prozent mehr Budget. Das Parlament sollte bedenken, dass in der Schweiz heute für jeden Franken, der in die Bildung investiert wird, rund fünf Franken zurückkommen. Wir werden aber kein Lobbying betreiben, wir werden als Wissenschaftsrat die Politik beraten und die Konsequenzen aufzeigen. Aber am Schluss entscheidet ganz klar das Parlament.

Das Gespräch führte David Karasek. Mitarbeit Géraldine Jäggi.

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Archiv: Weniger Geld für Bildung und Forschung
aus Echo der Zeit vom 08.03.2024. Bild: IMAGO
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Tagesgespräch, 13.03.2024, 13 Uhr ; 

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