Im Botanischen Garten der Universität Basel wird seit drei Jahren gebaut. Unter anderem entsteht ein neues Nebelwaldhaus. Womöglich sei der Botanische Garten Basel der erste und einzige in Europa, der einen Bergnebelwald zeigt, sagt der Leiter Bruno Erny.
In der Natur sind solche Bergnebelwälder in Ecuador zu finden: Sie sind wahre Hotspots der Biodiversität. Der Botanische Garten Basel kann nur einen winzigen Bruchteil der Artenvielfalt zeigen. Rund 800 Arten haben sie direkt aus Ecuador und Costa Rica importiert.
Schatzkammern für die Entwicklung von neuen Medikamenten
Die tropischen Bergnebelwälder sind auch eine Schatzkammer für die Industrie. Denn viele der Pflanzen könnten beispielsweise Wirkstoffe für die Entwicklung neuer Medikamente enthalten.
So landen beim Botanischen Garten Basel wie auch jenem in Bern Anfragen der Pharmaindustrie, ob sie die Sammlung auf Wirkstoffe hin untersuchen könnten. Beide Gärten lehnen solche Anfragen ab – wegen des Nagoya-Protokolls.
Dieses Abkommen haben über hundert Länder ratifiziert, darunter auch die Schweiz. Es ist seit 2014 in Kraft. Gemäss dem Protokoll wird ein Vertrag abgeschlossen zwischen einem Nutzer einer genetischen Ressource – eines Tiers oder einer Pflanze – und dem Land, in dem die Ressource geholt wird.
«Pflanzenimporte sind aufwändiger geworden»
In diesem bilateralen Vertrag zwischen Nutzer und Ursprungsland ist auch geregelt, wie das Ursprungsland entschädigt wird, falls aus der Forschung an der Pflanze oder dem Tier eine wissenschaftliche Erkenntnis oder ein kommerzielles Produkt resultiert.
«Wegen des Nagoya-Protokolls ist es viel aufwändiger geworden, Pflanzen zu importieren», sagt Bruno Erny und nennt das Beispiel Ecuador. So bestimmt Ecuador, welche Pflanzenarten nach Basel gebracht werden dürfen. Diesen administrativen Mehraufwand bestätigen auch andere botanische Gärten. Manche haben deshalb aufgehört, Pflanzen direkt aus den Ursprungsländern zu importieren.
Uneinigkeit um sequenziertes Erbgut
Nun steht das Abkommen erneut auf der Agenda der Biodiversitätskonferenz. Die Entwicklungsländer wollen, dass es nicht nur für physische Pflanzen und Tiere gilt, sondern auch für das sequenzierte Erbgut. Ist dieses einmal aufgeschlüsselt, stehen die Daten digital ganz vielen zur Verfügung. Das wollen die Entwicklungsländer mit der Ausweitung des Nagoya-Protokolls regulieren. Die Meinungen dazu sind geteilt.
Eine solche Ausweitung mache keinen Sinn, sagt der Leiter der Schweizer Verhandlungsdelegation an der Biodiversitätskonferenz, Franz Perrez. Unter anderem bemängelt er, dass mit dem Abkommen nicht sichergestellt werden könne, ob das Geld daraus tatsächlich für den Schutz der Biodiversität eingesetzt wird. Deswegen sei es nötig, dass die Weltgemeinschaft einen anderen Ansatz finde.
Die Frage ist also: Helfen solche internationalen Abkommen auch wirklich der Biodiversität vor Ort? «Ich spüre bisher kaum eine Wirkung des Nagoya-Protokolls, so Javier Robayo, Geschäftsführer der Stiftung EcoMinga, die in Ecuador ein grosses Nebelwaldschutzgebiet verwaltet. Wenn nicht rasch etwas zum Schutz des Nebelwaldes getan würde, sei dieser bald unwiederbringlich verloren. Dann gäbe es die seltenen Pflanzen nur noch in den botanischen Gärten.