Der Bau und das Heizen unserer Häuser verursachen mehr als ein Drittel des gesamten CO₂-Ausstosses. Um diese Emissionen der Bauwirtschaft zu verringern, wird intensiv nach Lösungen gesucht. Eine Möglichkeit heisst Pflanzenkohle, die Baumaterial beigegeben wird, entweder Beton oder Asphalt. Als erste Schweizer Stadt setzt Basel auf solchen Asphalt mit Pflanzenkohle und möchte diesen möglichst flächendeckend verwenden.
CO₂-Bilanz auf Baustellen verbessern
Die Äste von Hecken, Bäumen und anderes Grüngut wird in Basel künftig mit möglichst wenig Sauerstoff verkohlt und dann dem Asphalt beigemischt. Es handle sich um ein Pionierprojekt, sagt Michael Schweizer, der beim Basler Tiefbauamt für den Strassenbau zuständig ist. «Wir setzten alles daran, eine bessere CO₂-Bilanz auf unseren Baustellen zu erreichen.»
Etwa zwei Prozent des Asphalts werden ersetzt durch Pflanzenkohle und damit wird das CO₂, dass die Bäume und Sträucher aus der Luft aufgenommen haben, langfristig im Baustoff gespeichert. Damit sei der Asphalt gar mehr als CO₂-neutral, selbst wenn man den ganzen CO₂-Ausstoss bei der Materialgewinnung, der Herstellung und dem Transport einrechne. «Der Belag spart etwa 30 Prozent mehr CO₂ ein, als er einst in der Produktion verursacht hat», sagt Schweizer, der den Baustoff mit Fachleuten entwickelt hat.
Mehr als CO₂-neutral?
Doch ist das tatsächlich möglich? Mateusz Wyrzykowski, von der Eidgenössischen Materialforschungsanstalt EMPA, der nicht an der Entwicklung dieses Asphalts beteiligt war, hält diese Zahlen zumindest für plausibel. Er leitet an der EMPA das Beton- und Asphalt-Labor und sagt: «Wir forschen schon seit ein paar Jahren an diesen Lösungen. Dass sie nun in der Praxis angewendet werden, finde ich sehr gut.»
Auch Beton mit Pflanzenkohle wird verbaut
Auch Beton, den Klimasünder Nummer eins im Bauwesen, könne man klimaneutral herstellen, sagt Wyrzykowski, indem man drei bis maximal fünf Prozent Pflanzenkohle beifüge. Er untersucht an der EMPA, wie sich die Materialeigenschaften des Betons verändern. Insbesondere die Festigkeit und die Dauerhaftigkeit.
Der «grüne» Beton ist zwar weniger fest und weniger dauerhaft, aber bei geringfügiger Zugabe von Pflanzenkohle noch immer gut genug, dass er im Hochbau verwendet werden könne, so der EMPA-Forscher. Seit März letzten Jahres bietet der Bündner Baustoffhersteller Logbau AG auch Beton mit Pflanzenkohle an. Wissenschaftlich begleitet hat das Projekt Professorin Simone Stürwald von der Fachhochschule OST. «Daran gibt es grosses Interesse in der Branche und bereits erste Projekte, die damit umgesetzt wurden», sagt sie.
Was beim Abriss passiert
Irgendwann aber werden die Häuser wieder ab- und der Asphalt aufgerissen. Die entscheidende Frage ist also, wie lange das CO₂ wirklich im Baustoff gespeichert bleibt. «Beim Asphalt ist das kein Problem», meint Michael Schweizer des Basler Tiefbauamts. Denn der Asphalt werde beim Rezyklieren auf maximal 200 Grad erhitzt, Kohlenstoff aber reagiere erst ab 400 Grad aufwärts. «Wenn der Ausgangsbelag wiederverwendet wird, bleibt der Kohlenstoff deshalb stabil gebunden.»
Für Mateusz Wyrzykowski ist diese Frage jedoch nicht abschliessend geklärt. Es brauche noch mehr Versuche und mehr Forschung. Trotzdem sei das Potenzial der Pflanzenkohle auf dem Weg zur Klimaneutralität nicht zu unterschätzen.