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Snowfarming in Davos Wie man dem Ski-Winter auf die Sprünge hilft

Wärmere, kürzere Winter und kein Schnee in Sicht. Für Wintersportorte werden die Wochen vor Weihnachten immer unsicherer. Snowfarming soll Abhilfe schaffen, und das mit «Schnee züchten». Doch wie viele Loipenkilometer bringt es wirklich?

Wer Schnee züchten will, muss schauen, dass der Schnee über den Sommer nicht wegschmilzt. Die Idee klingt einfach, doch es stecken 16 Jahre Forschung in der Davoser Snowfarming-Loipe.

Ausgangspunkt: ein Berg Schnee 

Im Frühling 2008 beginnen dort die ersten Snowfarming-Versuche. Das Kunstschnee-Depot ist prall gefüllt. Statt den mit Energieaufwand produzierten Schnee der Sonne zu überlassen, deckt man ihn ab. Auf einer Seite mit Vlies, auf der anderen Seite mit Sägespänen.  

Das Ziel: den Schnee über den Sommer zu retten. Wissenschafter vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung begleiten den Versuch und sammeln Daten.

Sägespäne als Sommerkleid 

Es zeigt sich: Vlies, das Gletscher gegen die Sonne zu schützt, funktioniert nicht. Davos liegt nicht im Hochgebirge, sondern auf 1560 Metern über Meer. Hier ist es im Sommer viel wärmer. Es braucht also nicht nur Sonnenschutz, sondern auch eine Isolationsschicht. Und das können Sägespäne. Sie decken den Schneeberg lückenlos ab, isolieren, strahlen Wärme nach aussen ab und können bei Regen sogar den Schneehaufen kühlen, durch Verdunstungswärme.

Dank einem 40 Zentimeter dicken Sägespäne-Kleid verliert der Schneeberg über den Sommer nur rund 20 Prozent an Volumen. Er hat also erfolgreich übersommert – der Schnee von gestern wird die Loipe von morgen. 

Weisses Band in grün-brauner Landschaft 

Ende Oktober ist es in Davos sonnig bei 15 Grad. Im schattigen Flüehlertal wird das Schneedepot von seinem Sommerkleid befreit. 20'000 Kubikmeter Schnee laden Pistenbully und Fräse auf Lkws. Diese karren ihn zur Loipe. Dort wartet ein weiteres Pistengerät mit Fräse und Spurplatten.  

Obwohl es regnet und die Temperatur über dem Gefrierpunkt liegt, wächst die Loipe Meter für Meter. Kein einfacher Job für die Maschinen: der Schnee ist nass und weich. Die Loipeneröffnung in wenigen Tagen ist aber nicht gefährdet. Der Schnee wird halten, denn es ist Kunstschnee.  

Die Vorteile von Kunstschnee 

Kunstschnee, auch «technischer Schnee» genannt, ist auf Knopfdruck produzierbar, bei Temperaturen um null Grad und darunter. Seine Form macht ihn stabiler gegen Wärme. Denn er besteht aus kleinen, runden Eiskugeln, die dicht gepackt aneinander liegen.  

Naturschnee hingegen fällt in filigranen, verästelten Strukturen vom Himmel, mit viel Luft dazwischen. Neuschnee ist zwar schön fluffig, aber viel instabiler.  Schieben ihn Schneeräum-Maschinen zusammen, vermischt er sich mit Dreck. Auch das macht ihn wärmeempfindlicher. 

Viel Aufwand, wenig Piste 

Anfang November steht die knapp vier Kilometer lange Loipe. Für Davos lohnt sich der Aufwand, trotz des ökologischen Fussabdrucks von all den Maschinen. Die Weltcuprennen Mitte Dezember sind damit fast gesichert. Athletinnen und Athleten können schon früh zu Hause trainieren, statt in den Norden zu fliegen. Und kommt kein Schnee vom Himmel, bieten die vier Kilometer zumindest ein Grundangebot für Touristen.  

Im grossen Stil nicht möglich 

Snowfarming-Projekte werden auch weiterhin von Forschenden begleitet. Sie wollen die Technologie ökologischer und effizienter machen. Weisse Ski-Weihnachten aber wird uns Snowfarming wohl nie bescheren. Dazu wäre der technische Aufwand viel zu gross. So müssen wir weiter auf Frau Holle hoffen.

Einstein, 12.12.2024, 21:05 Uhr

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