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Schutzwälder müssen klimabedingt ersetzt werden
Aus Echo der Zeit vom 28.02.2022. Bild: Keystone
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Klimaerwärmung und ihre Folgen Der Schutzwald am Lötschberg trocknet aus – trotz Bewässerung

Der Schutzwald an der BLS-Bergstrecke am Lötschberg ist gefährdet. Die Klimaerwärmung setzt dem Wald am steilen Südhang zu.

Die Folgen der Klimaerwärmung sind überall sicht- und spürbar. Dies zeigt der zweite Teil des Berichts des Weltklimarates IPCC, der diese Woche veröffentlicht wurde. Mit Folgen auch für die Schweiz.

Ein Schutzwald wird bewässert

Am trockenen und steilen Walliser Südhang zieht sich die BLS-Bahnstrecke von Brig im Rhonetal hinauf zum Lötschberg-Scheiteltunnel in Goppenstein und überwindet dabei rund 550 Höhenmeter.

Hier, an der sogenannten Lötschberg-Südrampe bedrohen seit je her Steinschlag und Murgänge die Sicherheit der Bahnstrecke. Darum liess die Bahngesellschaft BLS kurz nach Fertigstellung der Strecke um 1910 grossflächig Bäume pflanzen, entlang und vor allem oberhalb der Bahnstrecke als Schutz.

Schon damals gehörte dieser Teil des Rhonetals zu den trockensten Standorten der Schweiz. Von Beginn an mussten die neu gepflanzten Bäume und später der Wald bewässert werden.

Das Bewässerungssystem am Lötschberg

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Legende: Rund 30 Kilometer Bewässerungsleitungen ziehen sich durch den Schutzwald. ZVG

Die BLS erwarb anfangs des 20. Jahrhunderts nicht nur den Boden oberhalb der Bergstrecke, sondern damit auch die dazu gehörenden Wasserrechte. Diese berechtigen die BLS in einem gewissen Turnus die dazu gehörenden Wasserleitungen, die Suonen, «anzapfen» zu dürfen.

Damit wurde der Schutzwald bewässert. Erst auf die konventionelle Art, indem das Wasser aus den Bodenleitungen dosiert und kontrolliert den Hang hinunter geleitet wurde, von Baum zu Baum. Anfang der 1970er-Jahre wechselte man auf Berieselung mittels Rohre. Alle 18 Höhenmeter wird ein Bewässerungsstrang durch die Wälder geleitet. Von April bis Oktober wird alle drei bis vier Wochen bewässert, jeweils 24 Stunden lang.

Das Wasser wird knapp

Heute obliegen das Bewässern sowie die Wald- und Hangpflege dem BLS-eigenen Revierförster Ferdinand Pfammatter und dessen Team.

Über hundert Jahre lang wuchsen in seinem Wald Ahorn, Eschen und Birken. Doch seit rund acht Jahren beobachtet er, dass gewisse Baumarten absterben. «Rund ein Drittel des Eschenbestandes ist eingegangen.» Ein Grund: die immer grössere Trockenheit während des Sommers.

Zusätzlich wird das Bewässerungswasser knapper, so Pfammatter. Also das Wasser, das aus den Gletschern und Eisfeldern hoch oben im Gredetschtal gefasst wird. Die Folgen: Es kommt auch im Schutzwald häufiger zu kleinen Rutschungen und Murgängen.

Neue Arten müssen her

Gemeinsam mit ihrem Revierförster und Experten für Naturgefahren im alpinen Bereich suchen die BLS nun neue, trockenheitsresistentere Baumarten, die im Schutzwald gepflanzt werden können. Dies geschieht im Rahmen eines Pilotprojekts des Bundes zur Minimierung der Folgen des Klimawandels.

Förster Ferdinand Pfammatter bei einem Versuchsfeld mit neuen Baumarten.
Legende: Förster Ferdinand Pfammatter bei einem Versuchsfeld mit neuen Baumarten. ZVG

Förster Pfammatter und sein Team haben in den letzten Monaten und Jahren in mühsamer Kleinarbeit alle Pflanzen und Bäume im Revier aufgenommen. Mit diesen Daten, zusammen mit lokalen Klima- und weiteren Studien, wurde ein erster Bericht erfasst, welche klimaangepassten Baumarten den Schutzwald an der BLS Bergstrecke langfristig sichern könnten: Robinien, Flaumeichen und Blumeneschen zum Beispiel.

Ein langer Weg

Nun müssen die neuen Baumsorten erstmals angepflanzt werden. Einzelne Versuche sind bereits gestartet, in Parzellen mit Bewässerung, aber auch in solchen ohne.

Die Krux dabei: Die neuen Baumsorten wachsen am besten ohne zusätzliches Wasser, der bestehende Schutzwald hingegen sei ohne Berieselung innert dreier Jahre tot, so Förster Pfammatter.

Hier einen gangbaren Weg zu finden, wird noch Jahre dauern. «Ich rechne mit bis zu fünfzig Jahren, bis hier ein ‹neuer› Wald komplett die Schutzfunktion übernommen haben wird», so Ferdinand Pfammatter.

Echo der Zeit, 28.02.2022, 18:00 Uhr

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