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Puls kompakt #65 Sechs Tipps gegen quälende Einsamkeit

Was tun gegen das quälende Alleinsein – wenn es so weit ist oder damit es nicht so weit kommt? Sechs Tipps von zwei Fachleuten aus der Sendung und dem «Puls»-Chat zum Thema Einsamkeit.

1. Mit der Situation offen umgehen

Psychotherapeut Udo Rauchfleisch plädiert zu Transparenz: «Es ist wichtig, dass die Person selber sich irgendjemandem gegenüber öffnet und sinngemäss gesteht: ‹Hör mal, ich fühle mich manchmal hundeelend!›.» Das Wort «Einsamkeit» müsse man ja nicht in den Mund nehmen. Aber klarmachen, dass man sich einfach elend fühle und so viel alleine sei.

Das gibt dem Gegenüber zum Beispiel die Möglichkeit, der einsamen Person ein Zeitgeschenk zu machen. Also mit ihr spazieren zu gehen, ins Kino oder gemeinsam essen. Der Anstoss kommt so von aussen, womit sich nicht eine Person aufraffen muss, die sich nicht mehr aufraffen kann.

2. Das Alleinsein üben

Die positive Psychologin Anna Miller empfiehlt, Alleinsein zu üben. Das bedeute nicht, alleine herumzusitzen und zu finden «Ich liebe mich jetzt, obwohl niemand mit mir ist», sondern zum Beispiel eine halbe Stunde ein Brot zu backen. Oder heute Abend einen bestimmten Film zu schauen, auf den man sich freut. Oder zum Beispiel ein Geburtstagsgeschenk für den Freund, die Freundin zu malen. Tätigkeiten, bei denen man mit Lust etwas alleine unternimmt. «Dann ist man auch alleine gewesen, hat aber etwas gemacht.»

3. Sich mit den richtigen Leuten umgeben

Wenn man sich in Gesellschaft anderer Leute ständig latent einsam fühlt, umgibt man sich vielleicht mit den falschen Leuten. Anna Miller empfiehlt, sich dann auf sich selbst zu besinnen: «Was bin ich für ein Mensch? Was ist mir wichtig? Auf dieser Basis kann ich die ‹meine› Leute finden – muss sie aber auch suchen.»

4. Soziale Kontakte durchmischen

Udo Rauchfleisch warnt davor, sich nur mit Gleichaltrigen zu umgeben: «Ich denke, es ist nicht gut, wenn man Menschen nur aus der gleichen Generation kennt, denn die Generation wird immer kleiner und kleiner.» Stattdessen solle man schon in der Jugend darauf achten, seinen Freundes- und Bekanntenkreis zu durchmischen.

5. Sich an ein grosses Ding anhängen

Wer Angst davor hat, isoliert zu sein, hängt sich sinnigerweise an etwas möglichst Grosses an, das viele Aktivitäten bietet und wo man einfach mitschwimmen kann. «Das kann zum Beispiel eine nationale Partei sein, die regelmässige Veranstaltungen bietet, bei denen man regelmässig Gleichgesinnte trifft», empfiehlt Anna Miller. Teil eines Systems zu sein, vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und ist einfacher, als selber ins Kino zu gehen oder sich ständig anderweitig aktivieren zu müssen.

6. Sich mit anderen für etwas engagieren

Bindung und Beziehung entstehen auch und vor allem durch das gemeinsame Machen. Es hilft, sich nicht vorzunehmen, eine Beziehung oder neue Freunde zu finden. Stattdessen sollte man sich klar werden, was einem wichtig ist, was man geben kann, wofür man sich einsetzen will. «Sobald man dann in einer Gruppe ist, gemeinsam etwas organisiert, für etwas einsteht oder jemandem hilft, entsteht automatisch Bindung», erklärt Anna Miller.

Puls, 20.01.2025, 21:05 Uhr ; 

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