Zum Inhalt springen

Archivperlen April, April! Scherzkekse als Tagesmenü

Der 1. April ist weltweit als ein Tag der Streiche und Scherze bekannt. Diese Tradition hat eine lange Geschichte – auch im TV und Radio.

Die Mutter aller TV-Aprilscherze schuf der Sender BBC 1957. Der Bericht darüber, wie Spaghetti auf Tessiner Bäumen wachsen, von wo aus sie fachgerecht gepflückt und abgepackt werden, geniesst Kultstatus.

Ein halbes Jahrhundert später zelebriert das britische Medienhaus den Aprilscherz noch immer. Computeranimation sei Dank kommt der Fake mit fliegenden Pinguinen optisch aber viel überzeugender daher als einst die an Ästen baumelnden Spaghetti.

Wenn das Blut hochkocht

Oft sind bei medial lancierten Scherzen die Publikumsreaktionen ein Highlight. Ein SRF-Hörer redet sich 1999 wegen einer Reform der Rechtschreibung, die auch Helvetismen betrifft, regelrecht in Rage – nimmt es aber mit Humor, als er merkt, dass er hereingelegt worden ist.

Kaum Grenzen kennt die Empörung 1987, als eine Katalysator-Pflicht für Traktoren verkündet wird. Von «Grossbetrieben mit ihrer Armada von Pfuderi-Maschinen» über «Vater Staat» bis zur «Treibstoff vergeudenden Armee» kommen alle dran.

«Kä Ziit, muess uf der Zug!» schreit 1967 ein Passant in die Kamera des Schweizer Fernsehens. Ob ein Aprilscherz in Zürich seine Laune verdorben hatte? Dort sollte nämlich die ganze Fussgängerzone von Tramschienen befreit werden.

Verblüffender Ideenreichtum

Wenn es ums Aushecken von Streichen für den 1. April geht, scheinen der Fantasie oft keine Grenzen gesetzt zu sein.

Ein Gerät, das bei überhöhten Preisen laut Alarm schlägt, wäre auch noch heute ein begehrtes Objekt. Schon 1977 findet ein Hörer das «Prisofix» getaufte Bijou viel besser als den Taschenrechner, welchen er seiner Frau für Einkäufe geschenkt hat.


1971 wird neues Münz mit Ursula Andress als Motiv angekündigt. Warum gerade das Schweizer Sexsymbol aus dem Spielfilm «James Bond jagt Dr. No»? Der Künstler erklärt: «Die Schweizerinnen können sich nicht mehr mit der Helvetia identifizieren. Sie erinnert sie an die Zeit, als sie noch unter der Fuchtel der Männer standen.»

Cirka 500 Leute auf dem Dorfplatz von Unterseen – und die Dorfkapelle erklingt. Hintergrund: Vor rund einem Jahr war der Unspunnenstein er aus dem Ortsmuseum geraubt worden. Nachdem er sensationell gefunden wurde, überträgt das Radio vor Ort, wo ein Festakt der Gemeinde die Heimkehr des Diebesguts umrahmt.

Während ein Lokalpolitiker interviewt wird, brandet im Hintergrund Applaus auf – soeben ist der 83.5 Kilo schwere Stein eingetroffen. Ein Junge konstatiert nach der Auflösung des Aprilscherzes: «Heute ist ein Lügen-Tag!»

Fels auf den Leim gegangen

Ebenfalls Gestein spielt die Hauptrolle in einem Aprilscherz, den «10vor10» 1992 lanciert. Ein Felsbrocken, der auf die Axenstrasse zu fallen drohte, muss nicht wie ursprünglich angenommen gesprengt werden. Stattdessen kann der Brocken mit einem von der US-Raumfahrtbehörde entwickelten Kleber festgeleimt werden.

Eines der jüngeren Aprilscherzexemplare in der TV-Historie von SRF ist ein Beitrag von 2019, der behauptet, Moderierende am Leutschenbach würden künftig in Uniformen zu sehen sein.

Radio SRF 1 pflegt auch im Jahr 2025 die «Tradition der Falschmeldung». Nachdem am frühen Morgen vermeldet wurde, Herr und Frau Schweizer müssten – gleich wie Einbürgerungswillige – demnächst zum Staatskunde-Test, wurde der Schwindel um die Mittagszeit entlarvt.

Radio SRF 1, 1.4.2025, 11:40 Uhr

Meistgelesene Artikel