Am vergangenen Wochenende tanzten in Zürich fast eine Million Raverinnen und Raver an der Street Parade. Ausgang bedeutet aber nicht immer schnelle Beats und Glitzer-Outfits. Ein Blick ins SRF-Archiv zeigt: Wie Jugendliche in der Schweiz feiern, hängt vom Jahrzehnt – und manchmal vom Wohnort ab.
1977: Feiern auf Arbeitszeit
Geburtstag, Jubiläum, Hochzeit oder Nachwuchs: In den 1970ern kommt es in Mode, zu diesen Anlässen ein Znüni oder Apéro für die Arbeitskolleginnen und -kollegen mitzubringen. Ein Grund zum Feiern – für fast alle. «Im Durchschnitt sind es zwei Feste pro Monat. So verlieren wir im Monat rund zwei Stunden Arbeitszeit. Als Buchhalter ist das ein Verlust, menschlich ist es ein Gewinn», bilanziert der Buchhalter einer Druckerei.
1978: Die Schweiz im «Grease»-Fieber
Wenn es vom Büro-Apéro dann endlich in den Ausgang weitergeht, gilt Ende der 70er vor allem eine Devise: Die Haare müssen sitzen. Und zwar im Look von John Travolta, Star des Kinohits «Grease». «Irre lässig», «flippig», «en Hit», finden ihn die Jugendlichen bei einer Strassenumfrage von 1978. Diese Perle aus dem SRF-Archiv zeigt eindrücklich, wie gross der Hype um Travolta war und warum die Jungen seinen Stil kopierten: vor allem «für d' Meitli».
1993: Extremer Sound, extreme Klamotten
In den 90ern kommt der Techno in der Schweiz an. Und mit ihm auch die typischen Outfits, die vor allem eines sind: auffällig. «Lack, Leder, Pailletten, Spitze, Strapsen, Stiefel – das alles gehört dazu», sagt Tänzer Harry in der Reportage von 1993 und ergänzt: «Beim Techno habe ich den reinen Beat. Alles, was mir daran gefällt, macht meine Fantasie.»
1994: Stadt, Land, Party
Mit steigenden Möglichkeiten in der Stadt – Kino, Partys, Bars, öffentlicher Verkehr fast rund um die Uhr – wachsen auch die Unterschiede zwischen Stadt- und Landbewohnern in Bezug auf den Ausgang. Das macht ein Film aus dem Jahr 1994 deutlich, der Jugendliche aus allen Landesteilen im Ausgang begleitet.
Besonders augenscheinlich werden die Unterschiede bei der Zürcherin Anja und dem Muotathaler Iwan. Während die 18-Jährige mit ihren Freundinnen am liebsten an Technopartys feiert und dafür mit ausgeflippten Outfits durch das ganze Land reist, ist für Iwan schon ein Ausgang in Schwyz eine halbe Weltreise – schliesslich hat der 23-Jährige kein Auto.
Die Auswahl ist hier begrenzt.
Er geht darum auch mal ans lokale Fest in der Turnhalle. Dort wird getrunken, geraucht, eine Band mit Rasta-Perücken macht den Spagat, die Menschen tanzen. Und flirten? «Die Auswahl ist hier begrenzt», schmunzelt Iwan.
2000: Via Schnitzeljagd zur Party im Wald
Zwar gibt es auf dem Land weniger Partys als in der Stadt – dafür werden auch mal aussergewöhnliche Locations ausgesucht. Zum Beispiel ein abgelegenes Waldstück, wobei der Weg dorthin einer Schnitzeljagd gleicht. Endlich angekommen, gibt's wummernde Bässe, Kerzen, Räucherstäbli, Schlafsacklager, Kombucha, Chai-Tee und andere Aufputschmittel. «Goa ist nicht nur Musik, sondern eine Lebensphilosophie», sagt eine Goanerin dazu.
Und heute?
Natürlich gibt's auch heute noch Goa- und Techno-Partys, Turnhallenfeste und Büro-Apéros. Und auch die Modetrends kommen und gehen in regelmässigen Abständen. Was sich jedoch mit den Jahren verändert, ist das eigene Empfinden im Ausgang. Früher hat sich Hecht-Sänger Stefan Buck zum Beispiel über die hohen Drink-Preise genervt – heute ist es viel eher die Tatsache, dass er nicht mehr weiss, wo der Bär steppt. Naja, man wird nicht jünger...