Nach vierzig Wochen Schwangerschaft ist es endlich da – das Baby liegt auf dem Arm. Die meisten Mütter erwarten, dass sie von einem Gefühl der Liebe überschüttet werden.
Doch es kann auch ganz anders kommen: von Depressionen über Angststörungen bis zu Psychosen und Suizidgedanken. Der britisch-amerikanische Journalist Louis Theroux hat für die BBC Frauen begleitet, die zusammen mit ihren Babys in spezialisierten Kliniken in Grossbritannien untergebracht sind.
Ständig überwacht
Eine dieser Mütter ist Catherine. Zum Zeitpunkt des Drehs ist sie bereits seit einem Monat im Bethlem Royal Hospital. Sie wird rund um die Uhr überwacht. Eine Woche zuvor hat sie versucht, sich das Leben zu nehmen. Catherine leidet unter einer postpartalen Depression, ihr fällt es schwer, eine Verbindung zu ihrem Sohn Jake aufzubauen. «Ich kann es nicht geniessen, ihn zu knuddeln.»
Anders war das bei ihrem ersten Kind, das sie aufgrund einer seltenen Form von Trisomie abtrieb. Als das tote Kind zur Welt kam, fühlte sie diese Art von Liebe, die ihr bei Jake nun fehlt.
Psychose nach dem Abstillen
Lisa ist eine weitere Mutter, die in einer Klinik in Winchester untergebracht ist. Nach ihren ersten beiden Schwangerschaften erleidet sie jeweils eine postpartale Depression, überwindet diese und wird erneut schwanger. «Nach Isabellas Geburt dachte ich, ich hätte alles total im Griff», sagt die Mutter. Doch als sie abrupt mit dem Stillen aufhört, folgt eine Psychose, bei der sie sich einbildet, dass Killerclowns das Haus stürmen wollen.
Wie kommt es dazu?
Eine Rolle spielt die gesellschaftliche Erwartungshaltung an Mütter, ebenso hormonelle Veränderungen oder traumatische Erfahrungen während der Geburt. Auch bei absoluten Wunschbabys kann es nach der Geburt zum Ausbruch einer psychischen Krankheit kommen.
«Am Ende des Spektrums, im allerschlimmsten Fall, hat man eine tote Mutter und ein totes Kind», sagt Trudi Seneviratne, die leitende Psychiaterin der Klinik im Bethlem Royal Hospital. In psychischen Krisen ist also nicht nur das Leben der Mutter gefährdet, sondern auch das des Kindes. Die Psychiaterin betont, dass es trotzdem wichtig sei, Mutter und Kind gemeinsam aufzunehmen: «Die biologische Verbundenheit zu zerstören, wäre zu diesem Zeitpunkt eine Katastrophe.»
Lichtblick am Ende
Catherine gelingt es schliesslich, mit ihrem Sohn nach Hause zu gehen. Dafür braucht sie zunächst eine höhere Dosierung der Psychopharmaka. Sie beschreibt ihre Beziehung zu ihrem Sohn Jake als «fantastisch». Ein Beweis, dass trotz der Schwierigkeiten Veränderung möglich ist.
Auch Lisa kehrt nach Hause zurück. Sie ist weiterhin schwer erschöpft, aber mit der Unterstützung ihrer Angehörigen und einem psychiatrischen Team findet sie sich langsam wieder in ihren Alltag ein.