Was ist passiert? Eine Tanztruppe mit dem Namen «Ballet of Ukraine» hat im Dezember 2024 in acht schwedischen Städten das Stück «Der Nussknacker» aufgeführt. Recherchen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Schweden (SVT) belegen, dass es sich um Auftritte unter falscher Flagge handelte. Die Kompagnie sei nicht aus der Ukraine, sondern habe enge Verbindungen zu Russland.
Was zeigen die Recherchen? Laut den Recherchen von SVT handelt es sich beim «Ballet of Ukraine» um eine sogenannte «Klontruppe». Die Adresse in Kiew, die das «Ballett of Ukraine» auf seiner Website angegeben hatte, sei gefälscht. Dort stünden ein Bürogebäude und ein Einkaufszentrum, aber kein Ballettstudio. «Touring Actors», die Buchungsfirma des Ensembles, wird von einem russischen Server aus betrieben und gehört einem russischen Staatsbürger, der als Geschäftsinhaber in Moskau registriert ist.
Verbindung in die Schweiz: Ein Teil der Einnahmen aus mindestens sechs schwedischen Aufführungen floss an das Schweizer KI-Unternehmen «Gutschwald AI Center» mit Sitz in Richterswil im Kanton Zürich. Dieses Unternehmen gehört einem ehemaligen russischen Bankier. Er bestätigt gegenüber SVT, dass sie Geld von mehreren schwedischen Gemeinden erhalten haben. Die Zahlungen hätten jedoch nichts mit den Aufführungen zu tun.
Besetzung vornehmlich russisch: Sieben der 14 Tänzer und Tänzerinnen auf der inzwischen abgeschalteten Website der Kompanie und Veranstaltungsfirma sind in Russland aktiv. Zudem sei die Besetzung, das Repertoire und das Pressematerial des «Ballet of Ukraine» weitgehend identisch mit jenen zweier russischer Balletttruppen aus St. Petersburg und aus Moskau. Das berichtet SVT und bezieht sich dabei auf die schwedische Tageszeitung «Dagens Nyheter».
Ist dieser Fall neu? Offenbar nicht. Seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine sollen mehrere russische Ballettkompanien unter ukrainischer Flagge in Skandinavien aufgetreten sein. Besonders frappant: Die Ensembles sollen teilweise vorgegeben haben, Geld für die Ukraine zu sammeln. «Sie machen Geld aus unserem Elend», sagte die Pressesprecherin der Kiewer Nationaloper, Lana Roxy, dem schwedischen Fernsehsender SVT. Die Anzahl ähnlich agierender Fake-Ballettgruppen sei so gross, dass es schwierig werde, den Überblick zu behalten.
Welche Fälle sind noch bekannt? Anfang Februar zeigte das «Grand Ukrainian Ballet» zwei Vorstellungen in Schweden, obwohl eine Untersuchung der schwedischen Morgenzeitung «Sydsvenskan» ans Licht brachte, dass sie kaum Verbindungen zur Ukraine hatten. Schon im Dezember 2024 berichtete SVT über einen Boykott-Aufruf und den anschliessenden Tournee-Abbruch des «The Heritage Ballet», nachdem eine Sicherheitsuntersuchung Verbindungen zum russischen Staat aufgedeckt hatte.