Insgesamt fünfmal war er Schweizer Meister im Poetry Slam, gewann diverse Kabarettpreise in der Schweiz – und nun also die höchste Ehre, die Satirikerinnen und Kabarettisten hierzulande erhalten können: Dominik Muheim gewinnt den Salzburger Stier 2024.
Meister des Alltags
Muheims wichtigste Inspirationsquelle ist der Alltag, durch den der junge Humorist aus Baselland mit einem besonders aufmerksamen Blick wandelt.
Seien es Erlebnisse aus seinem früheren Beruf als Primarschullehrer, seien es Dinge, die ihm sonst im Leben passiert sind oder seien es Gesprächsfetzen, die er im öffentlichen Verkehr belauscht und notiert hat: Immer wieder verwebt er Versatzstücke daraus gekonnt zu hintersinnigen Geschichten.
Beinahe mustergültig setzt er damit Kurt Tucholskys Leitsatz um: «Man sollte mal heimlich mitstenographieren, was die Leute so reden.»
Dabei fasziniert Muheim vor allem das Widersprüchliche, das er nie bösartig, aber doch stets pointiert herausschält. Sowohl in seinen Bühnentexten als auch in den beiden Büchern, die von ihm (das zweite in Co-Autorschaft mit dem Kabarettisten Valerio Moser) bereits erschienen sind.
Muheim hebt in seinen kleinen Geschichten den Wahnsinn des Alltags, den wir tagtäglich fraglos hinnehmen, aus seiner «Normalität» heraus und leuchtet ihn damit im Scheinwerferlicht aus.
Die Jury des Salzburger Stiers begründet ihre Wahl unter anderem mit jenem lakonischen Blick auf das Alltägliche: «Dominik Muheim hat einen siebten Sinn für dieses Augenzwinkern, und er hat auch die Sprachkraft, all das Treibgut einer durchgeknallten Welt als verschmitzte Anekdote zu präsentieren.»
Gekonnt durch Kurven und Schlenker
Was bei all dem Realitätsbezug trotzdem nicht fehlt, ist eine grosse Lust am Fabulieren und am Schabernack. Das können melancholisch-poetische Gedanken über einen Laden sein, in dem man mehr Zeit kaufen kann, vor dem man aber furchtbar lang in einer Schlange warten muss.
Oder man steht mit Klein-Dominik bei der örtlichen Papiersammel-Aktion in einer Wolke von Nacktbildschnipseln, die entstand, weil sich die Schulkinder nicht einigen konnten, wer das weggeworfene «Playboy»-Magazin behalten darf.
Dominik Muheim spannt in seinen Nummern grosse Bogen auf, bleibt dann aber unvermittelt bei einem einzelnen Stichwort hängen, zu dem es auch noch eine pointierte Anekdote gibt. Er steigert sich bildstark und detailreich vom Hundertsten ins Tausendste, und trotzdem erwischt er die Kurve immer – auch wenn das Publikum den ursprünglichen Erzählstrang schon beinahe vergessen hat.
Publikumsliebling und Poetry-Slammer
Sein Handwerkszeug hat Dominik Muheim in der Poetry-Slam-Szene gelernt, wo das Publikum entscheidet, wer gewinnt. Das spürt man noch immer: Das Publikum steht bei ihm an vorderster Stelle.
Immer wieder zieht er es über ein beiläufiges «Nei, muesch jetz lose, das isch würklich passiert» oder «Das kennsch au, oder?» mit, und er verhehlt während eines Auftritts nicht, wie viel Spass ihm das alles macht.
Dominik Muheim ist ein Strahlemann, dem es sichtlich grosse Freude bereitet, auf der Bühne zu stehen. Diese Freude springt schon nach wenigen Sätzen aufs Publikum über. Dass er dafür den Salzburger Stier erhält, ist die richtige Entscheidung.