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Klassenzimmerstück «#byebitch» gegen Cybermobbing
Aus 10 vor 10 vom 04.11.2024.
Bild: Zoé Aubry, Schauspielhaus Zürich abspielen. Laufzeit 4 Minuten 46 Sekunden.

Theater fürs Klassenzimmer #byebitch gibt verstorbenem Mobbing-Opfer eine Stimme

2017 beging die 13-jährige Céline Pfister Suizid, ausgelöst durch heftiges Cybermobbing. Nun bringt das Schauspielhaus Zürich den Fall in Schweizer Klassenzimmer – mit dem Theaterprojekt #byebitch. Ein Stück, das zum Hinschauen zwingt.

Ein Mann mit Maske steht in einem Klassenzimmer vor den Schülerinnen und Schülern und hält beschriftete Papierschilder in den Händen. Eins nach dem anderen lässt er hinunterflattern: «Ich brich der din hals», «Jetzt isch dis Läbe verbi», «Haha, cry bitch!». Daneben steht eine junge Frau und schluchzt vor sich hin.

Das ist eine Szene im Theaterstück «#byebitch», das aktuell in Schweizer Klassenzimmern aufgeführt wird. Es soll für die Gefahren von Cybermobbing sensibilisieren.

Dort ansetzen, wo Mobbing entsteht

Verantwortlich dafür ist das Kunstkollektiv «Stick Around» und das Schauspielhaus Zürich: «Gerade bei der Thematik Cybermobbing wollten wir das Thema in die Klassen bringen – den Ort, an dem es passiert», sagt Regisseurin Sabrina Tannen.

Es geht in diesem Stück nicht nur um das Opfer und den Täter. Es geht um alle.
Autor: Mikki Levy-Strasser Mitglied des Kollektivs «Stick Around»

In der Geschichte berichten der Vater und die beste Freundin von Mobbing-Opfer Chris davon, wie sie immer mehr erfahren, was mit Chris passiert. Auf eindrückliche Weise zeigen sie ihre eigene Hilflosigkeit in der Situation auf.

Szenograf Mikki Levy-Strasser von «Stick Around» sagt: «Es geht in diesem Stück nicht nur um das Opfer und den Täter. Sondern es geht um alle. Es geht um die ganzen Menschen, die rundherum stehen, über das Klassenzimmer hinaus.»

Aus dem echten Leben

Angelehnt ist das Stück an die wahre Geschichte von Céline Pfister. 2017 eskaliert ein Streit zwischen ihr und einer älteren Jugendlichen. Es geht auch um einen Jungen, um Eifersucht. Über die sozialen Medien erfährt Céline immer wieder öffentlich schlimmste Beleidigungen.

Zwei Personen mit Sonnenbrillen und Kappen sitzen und sprechen.
Legende: Mira Guggenbühl und Matthias Neukirch sind in den Hauptrollen zu sehen – die Produktion wird von Céline Pfisters Eltern begleitet. Zoé Aubry, Schauspielhaus Zürich

Irgendwann hat sie keine Kraft mehr und nimmt sich mit nur 13 Jahren das Leben. Das Letzte, was von Céline bleibt, ist ein Text auf ihrem Handy: «Gott weiss, ich habe es versucht.»

Die Eltern von Céline, die sich seit dem Suizid ihrer Tochter mit der Initiative «celinesvoice.ch» gegen Cybermobbing stark machen, haben den Entstehungsprozess des Theaterstücks begleitet. Nadya Pfister, die Mutter von Céline, hebt die Wichtigkeit der Inszenierung hervor: «Das Stück macht das, was wir machen wollen: Cybermobbing thematisieren, damit es bei den Jugendlichen enttabuisiert wird.»

«Man kann mehr mitfühlen»

Sensibilisierung im Klassenzimmer mithilfe von Theater – wie kommt das bei den Jugendlichen an? Bei der Vorpremiere in einem Klassenzimmer der Kantonsschule Rämibühl ist eine zweite Klasse der Sekundarschule aus Zürich Höngg zu Gast.

Ein Stück wie dieses soll die Frage auslösen: Wo habe ich in der Vergangenheit weggeschaut und wo kann ich in der Zukunft hinschauen?
Autor: Mikki Levy-Strasser Mitglied des Kollektivs «Stick Around»

Der Schüler Nando sagt: «Ich habe es sehr gut und informativ gefunden und es hat auch Spass gemacht, zuzuschauen.» Auch Schülerin Lena ist überzeugt von diesem Theaterformat: «Ein Theater macht mehr Eindruck, als wenn man nur darüber redet. Man kann mehr mitfühlen.»

Theater legt den Finger in die Wunde

Die Vorpremiere des Klassenzimmerstücks ist geglückt. In den kommenden Monaten soll es in Schulen im Kanton Zürich und in der Kammer im Schauspielhaus aufgeführt werden.

Theater kann nicht die Welt retten, doch es kann auf besondere Art und Weise anregen, über Missstände in der Gesellschaft nachzudenken. Das findet Mikki Levy-Strasser von «Stick Around»: «Ein Stück wie dieses soll die Frage auslösen: Wo habe ich in der Vergangenheit weggeschaut, und wo kann ich in der Zukunft hinschauen? Wir sind nicht allein mit diesen Problemen. Es gibt Ansprechpersonen, es gibt Plattformen, und es gibt eine Gesellschaft, die einen auffängt.»

Hilfe bei Suizidgedanken

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Haben Sie selbst Suizidgedanken oder kennen Sie Betroffene? Für Kinder und Jugendliche ist das Telefon 147 da, auch per Whatsapp und E-Mail, oder unter www.147.ch.

Erwachsene können die Dargebotene Hand kontaktieren, Telefon 143. E-Mail und Chat-Kontakte finden Sie auf www.147.ch.

Die Angebote sind vertraulich und kostenlos.

Veranstaltungshinweis

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Seit 31. Oktober wird das Stück #Byebitch an Schulen in Zürich aufgeführt. Das Klassenstück wird ab 13 Jahren empfohlen.

SRF 1, 10 vor 10, 4.11.2024, 21:50 Uhr

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