Die Landiwiese in Zürich ist eines der schönsten Festivalgelände in Europa: Direkt am See sind jedes Jahr über 18 Tage hinweg Bühnen, Restaurants und Bars aufgebaut und Theater- und Tanzgruppen aus aller Welt zeigen ihre Arbeiten.
Dass der internationale Austausch gerade in Zeiten von globalen Krisen und Kriegen einen besonderen Wert hat, machte der künstlerische Leiter Matthias von Hartz in der Eröffnungsrede klar.
Aufbruch nach der Krise
Wo sonst erfährt man auf so mitreissende Weise etwas über die Gefühlslagen einer jungen Generation in Brasilien, die nach der Pandemie und dem politischen Wechsel vor zwei Jahren gerade wieder etwas aufzuatmen scheint?
In «Zona Franca» von der brasilianischen Choreografin Alice Ripoll mischen sich unterschiedliche Tanzstile und Stimmungen. Ganz leise, zart, alltäglich sind manche Szenen, andere dafür energetisch umso überbordender.
Musik, gelernt von Grossmüttern und Müttern
Nachdenklicher, aber genauso kraftvoll ist Marta Górnickas Produktion «Mothers. A Song for Wartime». Eine Arbeit, die das Publikum diesen Sommer schon an vielen Festivals zu Standing Ovations verleitete.
Ein Chor aus 21 ukrainischen, belarussischen und polnischen Frauen und Mädchen skandiert und singt gegen die Auswirkungen des Krieges an.
Was macht das Gefängnis mit einem?
Oder «Los dias afuera» von der Regisseurin Lola Arias aus Buenos Aires: Sie hat mit ehemaligen Gefängnisinsassen und Gefängnisinsassinnen gearbeitet. Nach dem Film «Reas» bringen diese nun ein dokumentarisches Musical auf die Bühne und erzählen, singen und tanzen darin von ihrem Alltag im Gefängnis und dem oft prekären Alltag danach.
Auffällig ist, dass erstaunlich viele der Produktionen, die zum Start des Zürcher Theaterspektakel gezeigt werden, eine Woche später auch am Theaterfestival Basel zu sehen sein werden. Das ergibt auf verschiedenen Ebenen Sinn.
Festivals nachhaltiger gestalten: ein Win-Win
Die teilweise weitgereisten Theaterschaffenden können so ein grösseres Publikum erreichen, und das Publikum kann internationale Highlights in der eigenen Stadt erleben. Dahinter steckt aber auch ein Umdenken und die Frage, wie internationale Festivals nachhaltiger organisiert werden können.
Der grösste Hebel dabei: die Mobilität. Internationale Flüge sind schädlich fürs Klima, doch Kunstschaffende aus Südafrika oder Lateinamerika können nicht einfach in den Zug steigen, um zu einem europäischen Festival zu reisen. Gleichzeitig sind sie existentiell darauf angewiesen, ihre Arbeit im Westen zeigen zu können.
Kultur muss global gedacht werden
Und so war bei der Eröffnung auch der umstrittene Entscheid der Deza, ihr Kulturbudget nahezu zu halbieren, ein Thema.
Das Theaterspektakel Zürich und das Theaterfestival Basel werden die nächsten zwei Wochen zum Beweis antreten, dass der Kontakt zur globalen Kulturszene ein integraler Bestandteil der Schweizer Theaterlandschaft ist und bleiben muss, da sie Einblick in menschliche Lebensrealitäten gibt. Ein solcher Einblick geht, gerade angesichts der heutigen Weltlage, oft unter.