Der Spardruck an den Bayreuther Festspielen nimmt weiter zu. Die Kürzungen am Festspielchor vom vergangenen Jahr werden nicht ausreichen. Zuletzt beschloss die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth ihre Beteiligung in Zukunft von knapp 30% auf 15% zu senken.
Abgesehen von der Stadt Bayreuth, dem Freistaat Bayern und der Bundesrepublik Deutschland gehören sie zu den grössten Geldgebern des Musikfestivaltheaters. Ihre Privilegien möchten die Freunde, trotz reduzierter Förderung, allerdings nicht aufgeben: Sie fordern dasselbe Mitspracherecht und Ticketkontingent wie zuvor. Die konservative Haltung, die ihnen in Bezug auf die Inszenierungen nachgesagt wird, macht es der Festivalleitung nicht leichter.
Nicht nur Wagner am Grünen Hügel?
Deutschlands Kulturministerin Claudia Roth sicherte zu, dass die Bundesrepublik einen grösseren Teil des Budgets übernehmen werde, fordert aber gleichzeitig Reformen für die Bayreuther Festspiele ein. Das Festival sei heute kein Selbstläufer mehr, als man teilweise jahrelang auf Karten warten musste.
Künftig solle ausserdem ein jüngeres, internationaleres Publikum angesprochen werden. Erst kürzlich sprach sich die Kulturministerin gar dafür aus, dass im Festspielhaus neben Wagners Werken auch andere Stücke auf das Programm gesetzt werden.
Uneinigkeit in der Geschäftsleitung
Intern sitzen mit Katharina Wagner, der Urenkelin des Komponisten Richard Wagner, und Ulrich Jagels zwei in der Geschäftsführung, die sich ebenfalls oft uneins sind. Zu den Streitpunkten gehören etwa der Ticketverkauf: Soll der «Ring des Nibelungen» weiterhin nur als Zyklus verkauft werden, oder sollen parallel Einzeltickets erhältlich sein?
Auch bei Investitionen wie den VR-Brillen vom letzten Jahr geraten die zwei aneinander: 330 standen zur Verfügung – bei 2000 Besuchenden. Katharina Wagner hätte gerne mehr investiert.
Zum Festivalauftakt dieses Jahr mischten sich nun auch noch unzählige Polizeikräfte in Uniform unter das Festivalpublikum – in Smoking und Abendkleid. Die verstärkte Präsenz sei darauf zurückzuführen, dass die Klimabewegung Fridays for Future eine Protestkundgebung am Grünen Hügel ankündigt hatte – weil laut Oxfam-Studie, die reichsten 10% der weltweiten Bevölkerung für die Hälfte der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.
Schiffsbruch der Liebe
Eröffnet wurde das Wagner-Festival dann mit einer Neuinszenierung des knapp vierstündigen Liebesdramas «Tristan und Isolde». Camilla Nylund und Andreas Schager überzeugten in den Titelpartien – doch die Regie von Thorleifur Örn Arnarsson wurde vom Publikum ausgebuht. Das Bühnengeschehen blieb zu statisch, während die Kostüme und das Bühnenbild die Handlung perfekt unterstrichen.
Arnarsson habe sich für die Inszenierung von seiner Heimat Island inspirieren lassen. Die düstere Grundstimmung und die sich durchziehende Schiffsthematik bringen etwas skandinavisches Flair auf die Festspielbühne. Grossen Applaus gab es auch für Christa Mayer, die die Rolle der Dienerin «Brangäne» sang.
Alles nur Zukunftsmusik
Um die Bayreuther Festspiele bleibt es weiterhin spannend. Spardruck und die Forderung nach Reformen treffen auf eine entscheidungsträge Verwaltungsstruktur. Was ganz sicher bleibt: das Festspielhaus als Stätte für starken, makellosen Gesang und Orchesterspiel.