Was haben die Schauspielerinnen und Schauspieler in Hollywood mit ihrem Streik erreicht? Eine substanzielle Erhöhung der Löhne um sieben Prozent. Diese Steigerung liegt zwei Prozent über der, die die Directors Guild – also die Gewerkschaft der Regisseure und jene der Autorinnen – vor einem Monat erzielen konnte. Schauspielerinnen und Schauspieler erhalten zudem eine Streaming-Entschädigung. «Die ist aber nicht ganz so hoch ausgefallen, wie sie sich das gewünscht hätten», erklärt SRF-Filmredaktor Michael Sennhauser. Zudem wurde auch eine vernünftige Lösung für die Regelung des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz erreicht.
Was wurde bezüglich des Einsatzes von KI in Filmproduktionen vereinbart? Die grosse Angst ist, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler durch ihre digitalisierten Avatare ersetzt werden können. Diese Vorgehensweise ist nun nur noch mit einer vorher geschlossenen vertraglichen Vereinbarung erlaubt. Das heisst, die Filmproduktionen können nicht mehr einfach auf das Material zurückgreifen, das sie bereits haben. Die Verwendung wird pro Produktion neu festgelegt. Der Vertrag läuft aber erstmal nur bis 2026. Es ist also eine kurzfristige Regelung – bis dahin kann sich in Sachen KI noch viel tun.
Wird sofort weitergedreht? Vermutlich waren die meisten TV- und Serien-Produktionen sowieso nur auf Stand-by, es dürfte also schnell weitergehen. Gerade die Produktionen von Serienstaffeln müssen so schnell wie möglich loslegen. Wahrscheinlich wird es nächstes Jahr bei einigen Serien gekürzte Staffelfolgen geben. Also weniger einzelne Folgen pro Staffel, weil die Zeit nicht mehr reicht, alles komplett auszudrehen. Bei den Filmen merkt man die Produktionsverzögerung weniger, weil die Starts vorsorglich in den Spätherbst nächsten Jahres verschoben wurden.
Die Gewerkschaftsmitglieder müssen dem Verhandlungsergebnis noch zustimmen. Kann es sein, dass die Einigung noch scheitert? Das ist eher unwahrscheinlich. Am Freitag wird der Vorstand des Verbandes darüber befinden und dann gibt es eine Urabstimmung. «Aber nach den 118 Tagen, die der Streik andauerte, sind alle froh, endlich wieder an die Arbeit gehen zu können und wieder etwas zu verdiene», sagt Sennhauser. Das war der längste Streik, mehrerer Gewerkschaften auf einmal, den es je in Hollywood gab. Im Moment sieht es nicht so aus, als ob irgendjemand etwas dagegen hätte, auch wenn nicht alle glücklich sind, denn es sind nicht alle Forderungen durchgekommen. Die Produktionen dürften aber schnell wieder anlaufen.
Wie stark werden wir das in den Kinos, im Fernsehen und beim Streaming spüren, weil Filme und Serien später erscheinen? Durch die Filme, die jetzt nicht beworben werden konnten und daher verschoben wurden, gibt es ein gewisses «Blockbuster-Loch». Die Produktionen, die jetzt anlaufen, folgen erst. Wahrscheinlich gibt es erstmal ein ausgedünntes Filmfeld. Es dürften künftig ohnehin weniger Filme produziert werden – weil die Kosten nun um rund zehn Prozent steigen. Das ist auch ein Wermutstropfen für die Schauspielerinnen und Schauspieler.