Hörspiel neu im Kino - Kult-Detektiv Philip Maloney: Plötzlech uf Bärndütsch
Die «haarsträubenden Fälle des Philip Maloney» gibt es jetzt auch zum Sehen. Und zwar in ungewohnter Sprache: Der Kult-Detektiv und der Polizist frotzeln auf Berndeutsch. Das ist überraschend stimmig.
Die Szenen: im 1950er-Jahre-Film-Noir-Stil. Der Schauplatz: irgendeine Stadt in der Deutschschweiz. Der Hauptdarsteller: Marcus Signer. Alles genau wie man sich Philip Maloney aus dem SRF 3-Kulthörspiel vorstellt.
Aber dann macht dieser Signer-Maloney den Mund auf – und spricht Berndeutsch! Und auch sein Gegenspieler, der Polizist (Stefan Kurt), drückt sich im Berner Dialekt aus.
01:42
Video
Trailer zu «Maloney»
Aus Kultur Webvideos vom 19.11.2024.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 42 Sekunden.
Man reibt sich verwundert die Ohren: Das passt im ersten Moment irgendwie so gar nicht zum Bild, das man sich beim sonntagvormittäglichen Hören der «haarsträubenden Fälle» von diesem schrägen Duo gemacht hat.
Berndeutsch ist gemütlich
Von allen Dialekten sind mit Berndeutsch wohl die stärksten Assoziationen verbunden. Es gilt als gemütlich, langsam, bodenständig.
Und das hat im Schweizer Film eine jahrzehntelange Tradition: Unser Bern(deutsch)-Bild wurde von den Gotthelf-Verfilmungen von Franz Schnyder geprägt («Uli der Knecht» und weitere). Auch spätere Filme reproduzierten das Bild des gmögigen, ehrlichen, einfachen Berners.
Zu Philip Maloney scheinen diese Assoziationen nicht zu passen. Er gibt sich selbstsicher, emotional distanziert und strotzt nur so vor Sarkasmus – Eigenschaften, die wir eher Deutschen zuschreiben als Bernern. Im Ohr haben wir das rotzige Bundesdeutsch von Michael Schacht als Hörspiel-Maloney.
Der Film-Maloney ist anders – mit Absicht
Signer interpretiert Maloney denn auch etwas anders als er in den Hörspielen rüberkommt: Er ist weniger sarkastisch und flirty, gibt sich dafür netter (ausser zum Polizisten, natürlich) und auch verletzlicher: weniger harte Schale, mehr weicher Kern, weniger Deutscher, mehr Berner. Die Figur wird dadurch liebenswürdiger und nahbarer – ohne aber ihren verschrobenen Charakter zu verlieren.
Dass der Film-Maloney etwas anders daherkommt, war Absicht, erklärt Baptiste Planche, Leiter Fiktion bei SRF, das die Serie koproduziert hat. Dass dies über die Sprache geschieht, war allerdings nicht von Anfang an klar.
Roger Graf: Maloneys Erschaffer
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Die zehn Film-Episoden von «Maloney» basieren auf den über 400 Hörspielen von Roger Graf. Allerdings wurde kein Fall eins zu eins übernommen.
Die erste «Maloney»-Hörspielfolge wurde 1989 im damaligen DRS 3 gesendet («Die kleine Schwester»). Sie war Teil einer Hörspielserie, in der verschiedene Genres parodiert wurden.
«Die haarsträubenden Fälle des Philip Maloney» nahmen Bezug auf das Genre des Kriminalromans, vor allem auf Raymond Chandlers Geschichten über den «hard-boiled detective» Philip Marlowe, einen harten, sarkastischen Ermittler-Eigenbrötler.
Philip Maloney wurde zum Publikumsliebling und die Hörspielserie erhielt einen fixen Sendeplatz am Sonntagvormittag auf DRS 3, später SRF 3. Über 400 Folgen erschienen bis 2019. Seither werden am gewohnten Sendeplatz alte Folgen wiederholt.
An der Verfilmung war Roger Graf als Dialogmitarbeiter beteiligt. Er sagt dazu: «Maloney ermittelt wieder – im Fernsehen. Ich freue mich darauf, weil es anders und doch typisch Maloney wird.»
Zu Beginn wurden Probeaufnahmen sowohl auf Hochdeutsch als auch auf Berndeutsch gemacht und einem Testpublikum gezeigt. «Und beim Publikum kamen beide Versionen ähnlich gut an», sagt Planche.
Audio
«Maloney»: Ein Homecoming für die Fans
03:50 min, aus Audio Aktuell SRF 3 vom 28.11.2024.
Bild: SRF/Pascal Mora
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 50 Sekunden.
Ausschlaggebend sei dann gewesen, dass Schweizerdeutsch das Publikum emotional stärker berühre. Und da Marcus Signer und Stefan Kurt nun mal Berner seien, sprächen Maloney und der Polizist jetzt Berndeutsch. Dass das Publikum Berndeutsch anders kennt, sieht Planche nicht als Problem.
Kult-Sprüche funktionieren auch auf Berndeutsch
Am heikelsten war der Entscheid fürs Schweizerdeutsche wohl bei den aus den Hörspielen bekannten Sprüchen Maloneys und des Polizisten. Diese wurden unterschiedlich nah am Original übersetzt.
Maloneys «Ich tat, was ich in solchen Situationen immer tue» wird fast wörtlich zu «I ha gmacht, was i i somene Fau immer mache». Auf der anderen Seite wird er vom Polizisten nicht mit «Na, Maloney» begrüsst, sondern mit einem sehr berndeutschen «Eh itz lueg ou da vo Bärg u Taau: dr Malooni.»
Das funktioniert beides ziemlich gut. Nach kurzem Fremdeln gewinnt man den berndeutschen Maloney lieb. Vor allem dank Schauspieler Marcus Signer, der idealen Besetzung für diese Rolle. Er verkörpert den abgehalfterten, alkoholsüchtigen und chronisch klammen Detektiv glaubwürdig.
So geit das.
Jetzt im Kino, später im Stream und TV
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Die Film-Adaption des SRF 3 Kult-Hörspiels wurde von C-Films und SRF koproduziert (im Rahmen des «Pacte de l'Audiovisuel» der SRG). Regie führte Michael Schaerer. Am Donnerstag, dem 28. November 2024, kommen die ersten drei von zehn «haarsträubenden Fällen» Maloneys in die Deutschschweizer Kinos.
Die ganze Serie gibt es 2025 dann auf SRF 1 und auf Play SRF zu sehen – die ersten drei Folgen bereits ab Januar.
«Maloney» im Kino, das sind die ersten drei Folgen der kommenden TV-Serie. Es sind abgeschlossene Geschichten, ohne eine übergreifende Handlung. Vieles, was man vom legendären Hörspiel kennt, gibt es auch im Film. Jeder Fall beginnt harmlos, aber bald gibt es die erste Leiche. Maloney (Marcus Signer) schläft unterm Schreibtisch, säuft Whiskey, ist notorisch pleite, streitet sich mit dem Polizisten (Stefan Kurt) und sagt am Ende eines Falles sein kultiges «So geht das». Das Ganze ist schön gefilmt und auf Schweizerdeutsch witziger als die Radiovorlage. Absurder Höhepunkt: Maloney verhört eine Schlafwandlerin, während sie schlafwandelt. Die Fälle des Philip Maloney sind eben haarsträubend.
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