Viel Politik in einem Film. Es beginnt mit dem Titelhelden: Captain America ist eine ikonische und patriotische Figur, einst erfunden, um gegen Hitler in den Krieg zu ziehen. Er ist der All-American-Boy. Das sollte man nicht Frage stellen. Den Fehler machte Hauptdarsteller Anthony Mackie.
Während eines Interviews erklärte er, dass der Captain «verschiedene Dinge repräsentiert», aber «der Begriff Amerika» nicht dazu gehöre. Die Folge: ein Shitstorm. Erwartbar in einer Zeit, in der der US-Präsident gerade den Golf von Mexiko in den Golf von Amerika umbenannt hat.
Der universelle Captain
Mackie rechtfertigte sich auf Instagram: «Ich bin ein stolzer Amerikaner und die Ehre, den Schild eines Helden wie Captain America zu tragen, ist die Ehre meines Lebens. Ich habe den grössten Respekt für die, die unserem Land dienen und gedient haben. Captain America hat universelle Eigenschaften, mit denen sich Menschen auf der ganzen Welt identifizieren können.» Ein ganz anderes Thema kam bei der Hollywood-Premiere auf den Tisch: Der Gaza-Konflikt.
Die israelische Heldin
Wegen der Nebenfigur Sabra forderten propalästinensische Demonstranten einen Boykott. Der Grund: Bei ihrem ersten Auftritt 1980 in der Comic-Serie «The Incredible Hulk» war Sabra eine Mossad-Agentin im blau-weissen Outfit mit Davidstern. Im Film ist sie eine israelische Sicherheitsbeamtin im Weissen Haus.
Politisch ist auch die Geschichte der Hauptfigur Sam Wilson. Die stammt aus der Zeit Bürgerrechtsbewegung. Er war als «The Falcon» 1969 einer der ersten schwarzen Superhelden überhaupt.
Später wurde er eine Metapher für die Präsidentschaft von Barack Obama. Damals übernahm Sam Wilson vorübergehend Kostüm und Titel des Captains.
Wie der erste farbige US-Präsident musste sich der erste afroamerikanische Captain America anhören, dass er nicht qualifiziert für den Job wäre und sich mit Rechten und Rassisten herumschlagen.
Als Sam Wilson später im Kino und TV zum Captain wurde, wurden diese Konflikte nur angedeutet. Deshalb ist es überraschend wie politisch «Captain America: Brave New World» daher kommt.
An die USA denken
Der Film beginnt mit dem Amtsantritt des frisch gewählten US-Präsidenten Thaddeus Ross. Er und Captain America werden in eine Verschwörung verwickelt, in der es um einen neuen Rohstoff geht, der auf der Erde aufgetaucht ist.
Die USA wollen ein Bündnis mit Frankreich, Indien und Japan, um den Rohstoff gemeinsam auszubeuten. Als das wegen eines Attentats auf den Präsidenten scheitert, eskaliert die Situation mit Japan. Das Weisse Haus ist bereit in den Krieg zu ziehen.
«Captain America: Brave New World» lässt einen ständig an die Realität in den USA denken. Nicht nur, weil sich der Präsident irgendwann in einen roten Riesen namens Red Hulk verwandelt und alles mit Gewalt lösen will, was an den aktuellen Aktionismus von Donald Trump erinnert.
Die USA werden als ein Land skizziert, das zwischen internationaler Kooperation und Konfliktbereitschaft hin und herschwankt und deshalb anderen Ländern als nicht vertrauenswürdig erscheint. Und Captain America, der Superpatriot, den plagen Selbstzweifel.
«Captain America: Brave New World» ist eine kurzweilige Mischung aus Spionagethriller und Superhelden-Film, den man als einfaches Actionspektakel anschauen kann. Oder eben als Reflexion der aktuellen Konflikte, die in den USA ausgetragen werden.
Kinostart: 13. Februar 2025