Vin Diesel, das Gesicht der Filmreihe «Fast & Furious», ist 55 Jahre alt. Das ist zurzeit das typische Alter für Schauspielerinnen und Schauspieler des Actiongenres, in dem es um die glaubwürdige Darstellung von Kraft und Schnelligkeit geht.
Keanu Reeves, der vor kurzem mit dem vierten Teil der John-Wick-Actionreihe einen Riesenerfolg feierte, ist 58 Jahre alt.
Der unverwüstliche Tom Cruise hat gerade den siebten und achten Teil von «Mission: Impossible» abgedreht, wobei er mit 60 Jahren wie immer Kopf und Kragen riskiert hat.
Bestes Beispiel unter den alten Film-Füchsen ist Harrison Ford. Ende Juni schwingt er in «Indiana Jones and the Dial of Destiny» mit 80 Jahren nochmals die Peitsche. Im Herbst sorgt der 68-jährige Denzel Washington in «Equalizer 3» für Gerechtigkeit und Sylvester Stallone (76) zieht mit Dolph Lundgren (65) and Jason Statham (55) in «The Expendables 4» in den Kampf.
Auch die Heldinnen werden älter
Die Frauen im Actionbereich sind jünger, aber auch keine 30 mehr: Charlize Theron («Atomic Blonde», «Fast & Furious») ist 47 Jahre alt, Kate Beckinsale («Underworld»-Filmreihe), 49 und Milla Jovovitch («Resident Evil»-Filmreihe) 47-jährig. Die Älteste: Hongkong-Superstar Michelle Yeoh («Everything, Everywhere, all at Once») mit 60 Jahren.
Dass die Leinwand-Kämpferinnen und -kämpfer älter werden, schadet dem Geschäft nicht. In den USA und der Schweiz gehört das Actiongenre zu den beliebtesten. Laut Procinema war es mit 34.5 Prozent Marktanteil 2022 das erfolgreichste in der Schweiz. Auch Frauen schauen diese vermeintlichen Männerfilme.
Warum aber werden Actionstars älter? Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Alt ist das neue Jung
Die Gesellschaft wird älter und damit auch das Publikum, wodurch in die Jahre gekommene Heldinnen und Helden akzeptabel werden. Und: Jüngere Kinogänger werden, wenn man auf die Kinokassen guckt, nicht abgeschreckt.
Ausserdem wird der Traum vom alterslosen Altern mittlerweile auf der Leinwand wahr – dank hartem Training der Stars, Fortschritten der kosmetischen Chirurgie, vor allem aber dank Computerfiltern und -tricks. Im Trailer zum fünften «Indiana Jones» ist ein digital verjüngter Harrison Ford zu sehen.
Sequels machen Senioren
Dazu kommt, dass der Fortsetzungsboom Hollywoods auch Actionfilme betrifft. «Fast & Furious» gibt es seit über 20 Jahren. Tom Cruise erfüllt seit 1996 eine «Mission: Impossible» nach der anderen. Die Reihen werden so lange es geht mit etablierten Akteurinnen und Akteuren realisiert.
Nachwuchs gibt es kaum. Nicht wegen mangelnden Talents. Es ist gut möglich, dass die Zeit grosser Filmstars vorbei ist – und das nicht nur im Actionbereich. Schauspielerinnen und Schauspieler sind durch Social Media im Alltag präsent, wodurch das Geheimnisvolle und Elitäre verschwindet, das Stars früher umgeben hat. Gleichzeitig drehen die Jüngeren weniger Filme als ihre Vorgängerinnen und Vorgänger.
Zudem verlieren die Produkte der Stars an Aufmerksamkeit. Kinospektakel stehen in Konkurrenz zu Games, Streaming-Angeboten, Youtube und anderem. Filme, die «Talk of the Town» sind, reduzieren sich auf ein paar Marken, wie «Star Wars» oder James Bond.
Zusammengefasst: Gesellschaftlicher Wandel, der Boom von Franchises und eine veränderte Medien- und Konsumwelt führen dazu, dass Actionheldinnen und -helden auf der Leinwand immer älter werden. Das gilt übrigens auch für andere Filmgenres.
Kinostart: 18.05.2023