Die Szenen: im 1950er-Jahre-Film-Noir-Stil. Der Schauplatz: irgendeine Stadt in der Deutschschweiz. Der Hauptdarsteller: Marcus Signer. Alles genau wie man sich Philip Maloney aus dem SRF 3-Kulthörspiel vorstellt.
Aber dann macht dieser Signer-Maloney den Mund auf – und spricht Berndeutsch! Und auch sein Gegenspieler, der Polizist (Stefan Kurt), drückt sich im Berner Dialekt aus.
Man reibt sich verwundert die Ohren: Das passt im ersten Moment irgendwie so gar nicht zum Bild, das man sich beim sonntagvormittäglichen Hören der «haarsträubenden Fälle» von diesem schrägen Duo gemacht hat.
Berndeutsch ist gemütlich
Von allen Dialekten sind mit Berndeutsch wohl die stärksten Assoziationen verbunden. Es gilt als gemütlich, langsam, bodenständig.
Und das hat im Schweizer Film eine jahrzehntelange Tradition: Unser Bern(deutsch)-Bild wurde von den Gotthelf-Verfilmungen von Franz Schnyder geprägt («Uli der Knecht» und weitere). Auch spätere Filme reproduzierten das Bild des gmögigen, ehrlichen, einfachen Berners.
Zu Philip Maloney scheinen diese Assoziationen nicht zu passen. Er gibt sich selbstsicher, emotional distanziert und strotzt nur so vor Sarkasmus – Eigenschaften, die wir eher Deutschen zuschreiben als Bernern. Im Ohr haben wir das rotzige Bundesdeutsch von Michael Schacht als Hörspiel-Maloney.
Der Film-Maloney ist anders – mit Absicht
Signer interpretiert Maloney denn auch etwas anders als er in den Hörspielen rüberkommt: Er ist weniger sarkastisch und flirty, gibt sich dafür netter (ausser zum Polizisten, natürlich) und auch verletzlicher: weniger harte Schale, mehr weicher Kern, weniger Deutscher, mehr Berner. Die Figur wird dadurch liebenswürdiger und nahbarer – ohne aber ihren verschrobenen Charakter zu verlieren.
Dass der Film-Maloney etwas anders daherkommt, war Absicht, erklärt Baptiste Planche, Leiter Fiktion bei SRF, das die Serie koproduziert hat. Dass dies über die Sprache geschieht, war allerdings nicht von Anfang an klar.
Zu Beginn wurden Probeaufnahmen sowohl auf Hochdeutsch als auch auf Berndeutsch gemacht und einem Testpublikum gezeigt. «Und beim Publikum kamen beide Versionen ähnlich gut an», sagt Planche.
Ausschlaggebend sei dann gewesen, dass Schweizerdeutsch das Publikum emotional stärker berühre. Und da Marcus Signer und Stefan Kurt nun mal Berner seien, sprächen Maloney und der Polizist jetzt Berndeutsch. Dass das Publikum Berndeutsch anders kennt, sieht Planche nicht als Problem.
Kult-Sprüche funktionieren auch auf Berndeutsch
Am heikelsten war der Entscheid fürs Schweizerdeutsche wohl bei den aus den Hörspielen bekannten Sprüchen Maloneys und des Polizisten. Diese wurden unterschiedlich nah am Original übersetzt.
Maloneys «Ich tat, was ich in solchen Situationen immer tue» wird fast wörtlich zu «I ha gmacht, was i i somene Fau immer mache». Auf der anderen Seite wird er vom Polizisten nicht mit «Na, Maloney» begrüsst, sondern mit einem sehr berndeutschen «Eh itz lueg ou da vo Bärg u Taau: dr Malooni.»
Das funktioniert beides ziemlich gut. Nach kurzem Fremdeln gewinnt man den berndeutschen Maloney lieb. Vor allem dank Schauspieler Marcus Signer, der idealen Besetzung für diese Rolle. Er verkörpert den abgehalfterten, alkoholsüchtigen und chronisch klammen Detektiv glaubwürdig.
So geit das.