Die Mitglieder der Schweizer Filmakademie haben ihre Stimmen vergeben – und am Freitagabend wurden gemäss diesen Voten in Genf die Schweizer Filmpreise verliehen. Der Hauptpreis für den besten Spielfilm ging an das im Peru angesiedelte Familiendrama «Reinas».
Für die Regisseurin und Autorin von «Reinas», Klaudia Reynicke, dürfte dies der krönende Abschluss einer langen Filmauswertung sein: ein Preis an der Berlinale im Februar 2024, im August eine Vorführung auf der Piazza Grande in Locarno samt Publikumspreis, später die Einreichung ihres Films für die Oscars, und nun die Gewissheit, dass auch die Schweizer Akademie hinter ihr steht.
Bester Dokumentarfilm: «Wir Erben»
Weil der Schweizer Filmpreis von Mitgliedern der Branche selbst vergeben wird, ist der Publikumserfolg der prämierten Werke in den Kinos für die Stimmabgabe oft nicht relevant – doch im Fall des besten Dokumentarfilms gewinnt mit «Wir Erben» des Berners Simon Baumann ein Film, der den breiten Geschmack nachweislich trifft.
Die humorvolle Studie über Hinterlassenschaften, in der Simon Baumann auch seine Eltern auftreten lässt, hat sich etwa gegen «Riverboom» von Claude Baechtold durchgesetzt, eine abenteuerliche Geschichte von drei Kriegsreportern in Afghanistan. Dieser Film überraschte sein Publikum und wäre ein valabler Kandidat gewesen. Immerhin wurde er für den besten Schnitt ausgezeichnet.
Zwei beste Hauptdarsteller
Ein Voten-Gleichstand bei der Wahl zum besten Hauptdarsteller führte nicht zu einer Stichwahl, sondern zu einer doppelten Preisvergabe: Sowohl der prominente David Constantin («Tschugger – Der lätscht Fall») als auch die Neuentdeckung Dimitri Krebs («Landesverräter») wurden als beste Hauptdarsteller ausgezeichnet. Anekdote am Rande: Keiner von beiden hat eine Schauspielschule absolviert.
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Bild 1 von 2. Die Walliser Kultserie «Tschugger» machte David Constantin über Nacht zum Star. Bildquelle: Ascot Elite Entertainment Group.
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Bild 2 von 2. Dimitri Krebs übernahm die Hauptrolle in «Landesverräter», obwohl der Sozialarbeiter bisher keinerlei Schauspielerfahrungen hatte. Bildquelle: Ascot Elite Entertainment Group.
Als beste Hauptdarstellerin wurde eine Frau prämiert, die im französischsprachigen Raum nicht mehr vorgestellt werden muss: die Französin Lætitia Dosch (ausgezeichnet für ihre Rolle in der Farce «Le procès du chien», die sie auch inszeniert hat).
Diese Auszeichnung geht somit an eine ausländische Persönlichkeit mit solidem Schweizer Standbein – und sie ehrt neben David Constantin gleich nochmals eine Person mit Spezialisierung auf komödiantisches Timing.
Die Verlierer
In vier Kategorien nominiert war der Architektur-Dokumentarfilm «E.1027 – Eileen Gray and the House by the Sea» von Beatrice Minger und Christoph Schaub. Dass dieses Werk völlig leer ausging, hat wohl weniger mit dem Film selbst zu tun, als mit der starken Konkurrenz.
Bedauerlich, dass der aufwändige Öko-Animationsfilm «Sauvages» von Claude Barras ignoriert wurde. Dieses Werk war lediglich in der Kategorie des besten Spielfilms nominiert und blieb dort chancenlos. Ein Schönheitsfleck – denn die Akademie hat es somit versäumt, einer internationalen Koproduktion Tribut zu zollen, die das Schweizer Filmschaffen europaweit repräsentiert.