Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich gerne mitteilen? Um diese Frage dreht sich die neue SRF-Serie «Mindblow» von Regisseur Eric Andreae. Ein Gespräch über Zeit-Konzepte, Gedankenexperimente und den «Mindblow»-Effekt.
SRF: Was fasziniert Sie an Serien?
Eric Andreae: Serien ermöglichen es einem, vollständig in eine Welt einzutauchen. Sie bieten nicht nur dem Publikum, sondern auch den Macherinnen und Machern einen Ort, den man immer wieder gerne besucht. Als Macher einer Serie begeistert mich die Vielfalt an erzählerischen Möglichkeiten, die sich aus dieser Grundlage ergeben.
Wie kam es zur Idee von «Mindblow»?
Die Faszination des Mysteriums namens «Zeit» hat mich schon immer tief bewegt. Besonders interessant finde ich, dass wir die Zeit zwar messen können, aber ihre Wahrnehmung letztendlich durch unsere Emotionen geprägt ist. Zeitreisegeschichten haben mich seit jeher begeistert, und ich konnte auch nie den Gedanken loswerden, dass eine Art zeitübergreifende Kommunikation bereits in der Realität stattfindet.
Es ist ein Gedankenspiel. Dies führt dazu, dass die Handlung im Verlauf immer komplexer wird.
Wenn ich mit jemandem am Telefon spreche, höre ich theoretisch gesehen ihre Stimme aus der Vergangenheit. In einer fiktionalen Serie habe ich die Möglichkeit, solche Konzepte bis an ihre Grenzen zu erforschen und zu sehen, wie sie uns beeinflussen. Eine Kommunikation mit unserer Vergangenheit ist somit ein Spiel mit unseren Emotionen und enthält deswegen unendlich viele Geschichten. Dies macht sie letztlich zu einem idealen Terrain für eine Serie.
Was war die grösste Herausforderung bei «Mindblow»?
Der Titel der Serie allein verweist bereits auf ihre grösste Herausforderung. Es handelt sich um ein Gedankenspiel, das unter anderem das «Grossvaterparadoxon» beinhaltet. Dies führt dazu, dass die Handlung im Verlauf immer komplexer wird.
Die Kombination aus hochmoderner Technologie und präzisem Schauspiel ermöglichte erst den ‹Mindblow›-Effekt.
In einer solchen Geschichte ist es von entscheidender Bedeutung, dass man stets den Regeln folgt, die innerhalb der Welt der Serie festgelegt wurden, was für die Macher auf allen Ebenen eine Herausforderung darstellt. Dies erforderte von mir, mich immer wieder aufs Neue dem Gedankenspiel zu stellen, sei es im Writer’s Room, beim Dreh oder im Schnitt. Es gab keinen Stillstand.
Weshalb war es wichtig, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Figuren sowohl im Jahr 2023 als auch im Jahr 2003 verkörpern?
In «Mindblow» wechseln wir häufig zwischen diesen beiden Zeitebenen hin und her. Um den gewünschten «Mindblow»-Effekt zu erzeugen, ist es entscheidend, dass wir das Gesicht derselben Person sehen – dasselbe Gesicht, aber mit einem Altersunterschied von 20 Jahren. Dadurch können wir die Zeit wirklich miterleben. Dank der heutigen Technologien im Filmemachen ist es möglich, diesen Effekt zu erzeugen.
Dennoch bleiben die Schauspielerinnen und Schauspieler von grosser Bedeutung: Denn nur sie verleihen den Szenen die passenden Emotionen, die zum jeweiligen Alter und Zeitpunkt passen. Die Kombination aus hochmoderner Technologie und präzisem Schauspiel ermöglichte erst den von mir angestrebten «Mindblow»-Effekt.