Valentin Huber, VFX Supervisor und Technical Director, war zusammen mit seinem kleinen Team für die Visual Effects bei der SRF-Serie «Mindblow» verantwortlich: vor allem für das De-Aging der Darstellenden. Ein Gespräch über den Einsatz von KI und Deepfakes – und den damit verbundenen ethischen Fragen.
SRF: Wie unterscheidet sich das Projekt «Mindblow» von bisherigen Serienprojekten, an denen ihr beteiligt wart?
Valentin Huber: Für «Mindblow» hatten meine Kollegen und ich den Auftrag, den Hauptdarsteller in über 400 Einstellungen mithilfe von künstlicher Intelligenz zu verjüngen. Dieser Effekt war für uns ungewöhnlich und auch die Menge der Einstellungen übertraf alle bisherigen Aufgaben bei Serien, an denen wir mitgearbeitet haben.
Was waren die besonderen Herausforderungen beim De-Aging?
Bis vor kurzem war das Verjüngen von Darstellerinnen und Darstellern ein Effekt, der nur von grossen Visual-Effects-Teams mit viel Budget in Hollywood umgesetzt werden konnte. Als kleines vierköpfiges Team im «Alten Lager» konnten wir daher nicht auf Erfahrungen oder bewährte Tools und Workflows zurückgreifen.
Jede der knapp 400 Einstellungen wurde einzeln bearbeitet, damit wir die kreative Kontrolle behalten.
Wir entwickelten also über fast zwei Monate hinweg unseren eigenen Workflow, der nicht nur die Haut jünger erscheinen lässt, sondern auch die Gesichtsform anpasst, ohne dabei das Spiel des Darstellers zu verändern.
Wie habt ihr sichergestellt, dass die Verjüngungseffekte realistisch und nicht übertrieben wirken?
Auch wenn wir mit künstlicher Intelligenz gearbeitet haben, wurde jede der knapp über 400 Einstellungen einzeln bearbeitet. So konnten wir in Rücksprache mit Regisseur Eric Andreae und Produzentin Sophie Toth die Verjüngung anpassen, zusätzliche Details hinzufügen und die kreative Kontrolle über jede Einstellung behalten.
In der Postproduktion haben wir das Gesicht des Darstellers mithilfe von Archivmaterial und Deepfakes komplett ausgetauscht.
Für «Mindblow» habt ihr neben dem De-Aging auch einige Deepfakes gemacht. Was ist der Unterschied und was waren da die Herausforderungen?
In der Serie kommt Baschi aus dem Jahr 2003 vor, so wie er beim damaligen «MusicStar»-Casting aufgetreten ist. Am Set wurde diese Rolle von einem Darsteller in passendem Kostüm gedoubelt. Wir haben dann in der Postproduktion das Gesicht des Darstellers mithilfe von Archivmaterial und Deepfakes komplett ausgetauscht und sogar die Frisur überarbeitet.
Problematisch finden wir den Einsatz von KI dort, wo er den kreativen Prozess einschränkt.
Bei der Verjüngung von Dimitri Stapfer hingegen wurde das Gesicht nicht ausgetauscht, sondern nur angepasst, um einen jüngeren Eindruck zu erwecken.
Wie seht ihr die zukünftige Entwicklung von Deepfakes und Künstlicher Intelligenz in der Film- und Fernsehindustrie, speziell im Hinblick auf ethische und technische Herausforderungen?
Wir finden den Einsatz von Deepfakes und KI dort interessant, wo sie ermöglichen, neue Geschichten und Erzählweisen umzusetzen, die vorher so nicht möglich waren. Problematisch finden wir den Einsatz aber dort, wo er aus reiner Kosteneffizienz verwendet wird und dabei den kreativen Prozess einschränkt.
Auch machen wir uns Sorgen über die Unmengen an Content und Desinformation, die mithilfe von KI generiert werden können.