Galant öffnet Alwin Seiler der Besucherin die Türe zum Münzkabinett. Linkerhand befindet sich die Bibliothek, rechterhand sind die Arbeitsplätze.
Auf den Tischen türmen sich Bücher, Dossiers und Schachteln. Seiler nimmt eine kleine Schachtel, entfernt den Deckel und zum Vorschein kommen 50 akkurat eingereihte Münzen.
Alle sind ordentlich in dünnes Papier eingepackt und mit feiner Tintenschrift angeschrieben. Es ist die Sammlung antiker Münzen des Basler Historikers Jacob Burckhardt.
Der grosse Gelehrte hatte die Münzen eigenhändig eingepackt und beschriftet. Kürzlich hat ein Nachfahre diesen Schatz dem Historischen Museum Basel vermacht.
Münzen ins rechte Licht gerückt
Seiler zieht weisse Handschuhe an, nimmt eine römische Münze aus der Schachtel, packt sie aus und legt sie auf eine weisse Glasplatte unter eine Kamera. Ein Blick in die Kamera zeigt, dass es noch einen Spiegel oder etwas Alufolie braucht, um die 2000 Jahre alte, abgegriffene Münze richtig auszuleuchten.
Seiler probiert aus, bis er zufrieden ist und abdrücken kann. Dasselbe geschieht mit der Rückseite.
Mit dem Resultat ist er zufrieden. Das vergrösserte Bild auf dem Computerbildschirm bestätigt: Die Aufnahme gibt die Porträts von Augustus und Agrippa plastisch wieder, ebenso die Palmzweig und das angekettete Krokodil auf der Rückseite.
«Gute Aufnahmen sind wichtig, damit man die Bilder und Schriften in den Publikationen richtig lesen kann», erklärt Alwin Seiler. Der Kurator des Münzkabinetts, Michael Matzke, bestätigt das mit einem Nicken.
«Ich zähle die Stunden nicht»
Dann kommt Matzke regelrecht ins Schwärmen: Alwin Seiler sei im Fotografieren von Münzen ein Meister, ein Glücksfall für das Historische Museum Basel.
Nicht nur, weil Seiler sein Handwerk beherrscht und ein Gespür für Münzen hat, sondern weil Seiler auch nach seiner Pensionierung dem Historischen Museum als Freiwilliger treu zu Diensten steht.
Bis 2010 war Seiler im Historischen Museum 27 Jahre als Dokumentarist tätig. Damals war der Keller sein Reich. Aber schon als Dokumentar hatte der ausgebildete Grafiker begonnen, Münzen zu fotografieren.
Seit acht Jahren reist der Pensionär nun jeden Mittwoch von seinem Wohnort in Weil am Rhein nach Basel ins Münzkabinett. Hier fotografiert er, bearbeitet die Aufnahmen und inventarisiert.
Auf die Frage, wie viele Arbeitsstunden er geleistet habe, lächelt Seiler bloss freundlich und zuckt mit den Schultern. «Keine Ahnung. Ich zähle die Stunden nicht. Ich mache das für den Kurator und fürs Museum.»
Eine willkommene Unterstützung
Auch Münzkabinett-Kurator Matzke hat die Gratisstunden nicht zusammengezählt. Aber es seien gegen 9000 Bilder von Münzen, die Seiler in den acht Jahren gemacht hat, schätzt Matzke.
Die Sammlungsbestände der Historischen Museen sind gross, die Ressourcen aber knapp. Darum sind Freiwillige mit Sachkenntnissen eine willkommene Unterstützung.