«Ich bin eine Art Trüffelhund, das ist mein Naturell», sagt Gino Bernasconi. Dass der 48-jährige Maschinenzeichner das Abenteuer liebt und oft als Fossiliensucher unterwegs ist, sieht man sofort: Sein Gesicht ist sonnengegerbt, seine Arme sind muskulös.
Seit seiner Kindheit sammelt Bernasconi die versteinerten Zeugnisse vergangener Zeiten. Auf Wanderungen und während den Zeltferien ging er auf die Schatzsuche nach Ammoniten und Haifischzähnen.
Wenn Gino Bernasconi heute in der Sonderausstellung «Fünf Sterne» im Naturhistorischen Museum in Bern steht, ist sein Stolz bestens spürbar. Stolz auf eine schier endlose Arbeit.
Der atemberaubende Auftritt der Stachelhäuter
Gemeinsam mit einem Kollegen hat er eine enorme Gesteinsplatte 1400 Stunden lange bearbeitet. Sie wurde 2016 in einem Steinbruch bei Schinzach im Kanton Aargau geborgen.
Der Fund erwies sich als Sensation: Die Platte enthielt unversehrte Seeigel, Seesterne, Seelilien, Seegurken und Schlangensterne.
Die filigrane Schönheit dieser sogenannten Stachelhäuter ist beeindruckend. Gino Bernasconi und ein Kollege haben ihnen mit viel Geduld und handwerklichem Geschick einen atemberaubenden Auftritt ermöglicht.
Backpulver als Geheimwaffe
Mit Pressluftsticheln haben sie die grossen Steinpartien entfernt, um dann mit dem Strahlgerät die letzten Sedimentschichten abzuschleifen. In den Strahlgeräten kam Backpulver zum Einsatz.
«Bei Stachelhäutern ist Backpulver das beste Strahlmittel. Es greift die feinen Schalen am wenigsten an», erklärt Bernasconi. Der Backpulver-Verbrauch der Fossilienpräparatoren ist beeindruckend: Jährlich bestellen sie zwanzig Säcke à 20 Kilo.
Im Atelier, das über und über mit feinem Steinstaub bedeckt ist, zieht Bernasconi eine dunkle Schieferplatte hervor. Er hat erst begonnen, ihr Geheimnis freizulegen: das Stück eines Ichthyosauriers.
Ein Traumjob
«Im Magen erkennt man sogar, was dieser Fischsaurier vor 120 Millionen Jahren gefressen hat», schwärmt Bernasconi. «Das alles kommt so gut zum Vorschein, weil wir mit Backpulver sandstrahlen.» Viele kommerzielle Fossilienpräparatoren arbeiteten mit Eisenpulver, sodass alles gleichmässiger aussehe.
Privat hat sich Bernasconi auch eine Sammlung mit Fossilien aufgebaut. Doch er betont, dass es ihm letztlich nicht ums Besitzen, sondern um den magischen Moment des Findens gehe.
Diesen Moment erlebt er oft in doppelter Ausführung: Ein erstes Mal im Steinbruch, das zweite Mal beim Präpapieren, wenn Unerwartetes zum Vorschein kommt.
Dass er, der doch eigentlich eine Ausbildung zum Maschinenzeichner hat, im Naturhistorischen Museum in Bern eine Anstellung als Fossilienpräparator gefunden hat, erfüllt Bernasconi mit Dankbarkeit. «Ich bin privilegiert, dass ich hier meinen Traumjob gefunden habe», sagt er.