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Papst Franziskus relativiert nach Homophobie-Vorwurf
Aus Echo der Zeit vom 28.05.2024. Bild: REUTERS/Guglielmo Mangiapane
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Homophobe Wortwahl Papst Franziskus entschuldigt sich für «Schwuchtelei»-Aussage

Vor ein paar Tagen äusserte sich der Papst im Zusammenhang mit der Zulassung Homosexueller zum Priesteramt herablassend – ein weiterer Vorfall in einer Reihe unbedachter Aussagen.

Es ist kein Geheimnis, dass es in Priesterseminaren viele Männer gibt, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen. Selbst der Papst räumt das ein. Nur die Worte, mit denen er es tut, stossen viele ab. In Priesterseminaren gebe es zu viel «Frociaggine», frei übersetzt «Schwuchtelei», sagte Franziskus vor ein paar Tagen in einer nicht-öffentlichen Versammlung.

Der Papst in weisser Robe berührt sich am Kopf.
Legende: Wie passt seine Sprache zur Öffnung der römisch-katholischen Kirche? Franziskus sorgte mit seiner «Schwuchtelei»-Aussage für Unmut. IMAGO / ABACAPRESS

Die römisch-katholische Kirche auferlegt ihren Priestern und Ordensleuten sexuelle Enthaltsamkeit. Wenn sich ein homosexueller oder bisexueller Mann daran hält, soll man ihm das Priesterseminar dann trotzdem verwehren? Wissend, dass es ohnehin viel zu wenig Priesternachwuchs gibt?

Genau das hatten italienische Bischöfe den Papst gefragt. Worauf sich dieser dann zur zitierten abschätzigen Bemerkung hinreissen liess.

Relativierung ja, aber keine klare Aussage

Nachdem Medien aus aller Welt darüber berichtet hatten, liess Franziskus gestern Mittwochnachmittag ausrichten, er habe niemanden beleidigen wollen. Zur Frage selbst – also jener zum Ausschluss Homosexueller aus Priesterseminaren – liess er jedoch nichts verlauten.

Ein älterer Mann sitzt vor einem Mikrofon und liest ab einem Blatt.
Legende: Er kann Menschen einen, erntet aber mit gewissen Aussagen Gegenwind. Papst Franziskus bei einer Audienz auf dem Petersplatz, Mai 2024. IMAGO / ZUMA PRESS WIRE

Keine Frage: Papst Franziskus ist in Italien beliebt. Eben erst feierte er auf dem Petersplatz vor begeistertem Publikum den Welttag der Kinder. Oft findet er ganz einfache Worte, die alle auf Anhieb verstehen.

Doch immer wieder sagt er auch Dinge, die irritieren und verletzen. Etwa als er die Fristenlösung mit einem Auftragsmord verglich. Oder als er Nonnen dazu aufrief, nicht wie alte Jungfern – «Zitellone» – zu leben. Was auch immer das heissen mag.

Dieser Papst hat vor wenigen Monaten Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare gutgeheissen, wenn auch mit vielen Auflagen. Solche Segnungen dürfen keinesfalls an Hochzeiten erinnern und sollen stets spontan und nur ganz kurz sein.

Warum also jetzt diese abschätzige Aussage? Öffnet dieser Papst die Tür einen kleinen Spalt weit, um sie dann gerade wieder zuzuschlagen? Versucht er damit, es Konservativen wie auch ein bisschen Progressiven recht zu machen? Oder spricht dieser Papst ab und an einfach unbedacht aus dem Bauch und muss dann mühsam zurückrudern? Man weiss es nicht.

Beides wäre nicht eben vorteilhaft. Klar ist nur, der Papst hat sich konsistent gegen die Diskriminierung von Minderheiten ausgesprochen. Und Diskriminierung beginnt bei der Sprache und beim Gebrauch von Schimpfworten.

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Radio SRF, Echo der Zeit, 28.05.2024, 18 Uhr.

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