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Philosophische Antworten Was wäre, wenn Babys nur noch im Labor gezeugt würden?

Die Möglichkeit auf ein genetisches Upgrade klingt verlockend. Liesse sich damit die Lotterie des Lebens überlisten?

Der Klapperstorch brachte zwar noch nie die Kinder. Aber die Ankunft des Nachwuchses schien lange Zeit ähnlich unberechenbar wie die Flugbahn des Vogels, der sein Paket abliefert, wann und wo es ihm beliebt.

Erst seit der Erfindung der Pille lässt sich das Wunschkind in die eigene Biografie einpassen. Und bleibt der Kindersegen ungewollt aus, hilft in vielen Fällen die Reproduktionsmedizin weiter.

Barbara Bleisch

Moderatorin und Philosophin

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Barbara Bleisch ist Philosophin und moderiert die «Sternstunde Philosophie». Daneben schreibt sie Bücher und unterrichtet Ethik.

Optimierte Embryonen

Seit der Nachwuchs auch im Reagenzglas gezeugt werden kann, ist es möglich, die Embryonen zu testen, auszuwählen und neuerdings gar zu optimieren.

Im letzten Winter wurden in China die ersten genmanipulierten Babys geboren. Das Vorpreschen des chinesischen Forschers wurde weitherum kritisiert: Zu risikoreich sei der Eingriff, zu unerprobt die Technik. Auch die gezielte Auswahl von Embryonen ist in vielen Ländern nur in eng gesteckten Grenzen erlaubt.

Präzise Genschere

Auch wenn vieles noch verboten ist: Lässt sich die Entwicklung wirklich aufhalten? Oder lautet die Frage eher: Muss man die Entwicklung aufhalten?

Die Entschlüsselung des Genoms schreitet voran, die Genschere wird präziser. Sollte es dereinst risikofrei möglich sein, was spräche dagegen, die Kinder routinemässig im Labor zu zeugen und die bestmöglichen Embryonen auszutragen?

Warum sollte die DIY-Zeugung dem technischen Akt vorzuziehen sein?

Die gänzliche Abschaffung des körperlichen Zeugungsaktes steht für einige tatsächlich kurz bevor. Der Rechtswissenschaftler Henry T. Greely schreibt in seinem Buch «The End of Sex and the Future of Human Reproduction», es sei davon auszugehen, dass bereits in wenigen Jahrzehnten Kinder nur noch im Labor gemacht würden.

Bestmögliche Startchancen ins Leben

Die Eizellen würden nahezu so einfach zu gewinnen sein wie heute Samenzellen, meint Greely: nämlich aus Stammzellen, die wiederum aus anderen menschlichen Zellen generiert werden. Frauen müssten sich in Zukunft also nicht mehr der mühsamen Prozedur einer Eizellentnahme unterwerfen.

Warum sollten wir unsere Kinder nicht schon vorgeburtlich optimal ausrüsten?

Und die Reproduktion im Labor ermöglichte es in Zukunft, nur noch Kinder mit den bestmöglichen Startchancen ins Leben zu setzen. Warum sollte die «do it yourself»-Zeugung diesem technischen Akt noch vorzuziehen sein?

Man kann natürlich fragen, worin die «besten Startchancen» bestehen: Sind nicht jene Kinder am besten fürs Leben gerüstet, deren Eltern sie annehmen, wie immer sie sind? Die nicht das perfekte Kind wollen, sondern eines, das sich selbst gehört?

Eltern, die ihre Kinder auswählen oder optimieren mit Blick auf hohe Intelligenz oder Muskelkraft, werden auch bestimmte Erwartungen an ihr Kind richten.

Lotterie des Lebens

Andrerseits: Tun Eltern dies nicht bereits jetzt? Der Bildungsmarkt boomt. Ernährungstipps für das gesunde, fitte Kind haben Konjunktur, Förderangebote versprechen die verheissungsvolle Laufbahn. Warum also sollten wir unsere Kinder nicht schon vorgeburtlich optimal ausrüsten?

Einige befürchten, dass das «genetische Wettrüsten», wie der Philosoph Michael Sandel es ausdrückt, die sozialen Unterschiede weiter verschärfe: Eine optimierte Menschenkaste könnte irgendwann jene dominieren, die es nicht vermögen, ihre Kinder im Labor zu zeugen. Genau genommen ist das Problem dann nicht die Technik, sondern der gerechte Zugang zu ihr.

Man könnte sogar umgekehrt sagen: Die Lotterie des Lebens, die ganz schön unfair sein kann, liesse sich ausgleichen, wenn alle Kinder – unabhängig von sozialen und biologischen Startchancen – die Möglichkeit auf ein genetisches Upgrade bekämen.

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