Arbeit, wir wissen es, ist ja kein Segen, sondern ein Fluch. Eine Strafe, die uns auferlegt wurde wegen des Naschens vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen.
Seitdem müssen wir im Schweisse unseres Angesichts unser Brot verdienen – und dieser Schweiss klebt auch in klimatisierten Räumen an einem Computerarbeitsplatz auf der Stirn.
Arbeit ist unangenehm. Nicht nur, weil sie beschwerlich, fremdbestimmt, lebensnotwendig und entwürdigend ist. Sondern auch und vor allem deshalb, weil sie uns von so viel anderen Dingen abhält, die doch auch und viel dringlicher erledigt werden müssten.
Der Mensch – ein aktives Tier
Die immer wieder geäusserte Besorgnis, dass die Menschen in einer hochtechnisierten Gesellschaft, die herkömmliche Formen der Arbeit überflüssig macht, im Faulbett verlottern würden, ist natürlich Unsinn.
Der Mensch ist ein aktives Tier. Wir sind viel unterwegs, sind neugierig, experimentieren gerne und haben grosse Lust, etwas hervorzubringen – und etwas zu zerstören.
Aber die uns von der Natur auferlegte Arbeit, die der Sicherung des Lebensunterhalts dient, ist die schlechteste Möglichkeit, diesen Lüsten nachzugehen. Das war bei den steinzeitlichen Jägern und Sammlern nicht anders als bei den neuzeitlichen Handwerkern und Bauern oder bei den modernen Proletariern und Bankern.
Maschinen an die Arbeit!
Um es klar zu sagen: Die organisierte, geregelte, von den Interessen der Unternehmen und Märkte bestimmte Arbeit ist ein Aktivitätskiller. Sie zwingt die Menschen, ein Leben lang nahezu immer dasselbe zu tun.
Das ändert sich auch nicht, wenn man mehrmals den Beruf, den Arbeitgeber und die Werkzeuge und Technologien wechselt. Arbeit, das liegt in ihrem Wesen, ist einförmig.
Deshalb sollte sie den Maschinen übertragen und überlassen werden. Was könnte man in den acht Stunden am Tag, die man der Arbeit widmet, doch alles tun!
Mehr Zeit für Entdeckungen und Ekstase
Wenn niemand mehr arbeiten müsste, würden wir alle zu innovativen und kreativen Entdeckern mutieren. Wir würden die Schönheiten der Natur und der Kunst, die Spannungsfelder von Gemeinschaften und von Beziehungen, die Möglichkeiten der asketischen Einsamkeit und der kollektiven Ekstase kennenlernen und erforschen.
Wir würden aber auch die Erfahrung machen, dass nichts so schwer ist, wie sein Tun und Lassen, sein Handeln und seinen Müssiggang selbst zu bestimmen.
Wenn niemand mehr arbeiten müsste, müssten alle lernen, sich selbst zu organisieren, zu disziplinieren, ihre Möglichkeiten auszuloten und zu realisieren.
Für Arbeit ist immer gesorgt
Es stimmt gar nicht, dass die Arbeit eine von Gott auferlegte Strafe ist. Wir selbst haben die Arbeit erfunden, damit wir nicht darüber nachdenken müssen, was wir ansonsten alles tun könnten.
Wenn niemand mehr arbeiten müsste, müssten wir überhaupt erst einmal lernen, was es heisst, als Mensch zu leben. Und das wäre alles andere als einfach.
Findige Gemüter würden sofort beginnen, hart zu arbeiten, um uns das richtige Leben beizubringen. Wenn niemand mehr arbeiten müsste, wäre also für Arbeit gesorgt.