Schaut man aus dem Ausland auf die Schweiz, fasziniert die Mehrsprachigkeit. Ein kleines Land, das mit vier Landessprachen zurechtkommt: Das wirkt exotisch und ist bewundernswert.
Der Umgang mit unterschiedlichen Sprachen erscheint von aussen so selbstverständlich. Als Einwanderungsland kann die Schweiz sogar von sich behaupten, kein vier-, sondern ein vielsprachiges Land zu sein.
Aus vier werden viele
Die Schweizerinnen und Schweizer selbst sehen die sprachliche Vielfalt auch kritisch. Man versteht sich als «Willensnation», was eher nach Anstrengung klingt.
Quer durch das Land zieht sich ein Graben, wenn auch ein kulinarisch gefärbter, der sich mit dem Nationalgericht «Röschti» benamst und die Frage nach der richtigen Zubereitung dieser Speise zum Exempel für Ungleichheiten erhebt.
Schliesslich weichen nicht nur jugendliche Schweizerinnen und Schweizer des Öfteren auf das globale Englisch aus, um miteinander zu kommunizieren. Aber egal, welche sprachlichen und damit kulturellen Hürden auch da sind: Die Schweizer Identität wird dadurch nicht angetastet.
Natürliches Nebeneinander
Im Gegenteil: Der Wille zur Einheit trotz aller Unterschiede ist das Kernelement der Schweizer Identität. Der Zusammenhalt von ursprünglich vier, heute viel mehr Mentalitäten und Kulturen, das Nebeneinander inzwischen fast zahlloser Sprachen zeichnen das Land aus.
In einer Welt, in der die Unterdrückung und das Verbot von Sprachen und Kulturen immer wieder zu kriegerischen Konflikten führt, kann die Schweiz zurecht stolz sein.
«Grüezi, merci, ciao»
Für dieses Miteinander mag weniger der Wille zur Nation oder die Liebe zum Land als vielmehr der Wohlstand verantwortlich sein. Doch was immer es auch sein mag: Die Mehrsprachigkeit zeichnet die Eidgenossenschaft aus, prägt sie und gestaltet die Lebensräume ihrer Bewohnerinnen und Bewohner.
Denn auch wenn es immer wieder den Anschein hat, als würden die Sprachregionen nebeneinanderher leben, so tangieren sie sich doch permanent. Politisch, gesellschaftlich und kulturell.
Ob Abstimmungsresultate oder Frühfranzösisch: Die Mehrsprachigkeit wirkt identitätsstiftend, ist ständig spürbar, selbst wenn man nur eine Sprache spricht oder gar keine von ihnen, sondern eine «fünfte» aus einer fremden Heimat mitgebracht. So ist die Vielsprachigkeit der Schweiz ein immer aktuelles Dauerthema.
Schwerpunktwoche bei SRF
SRF Kultur widmet sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven: «Grüezi, merci, ciao» – die Schwerpunktwoche zur Mehrsprachigkeit in der Schweiz findet vom 28. August bis 4. September statt. Den Start macht die Autorin Shqipe Sylejmani mit einem persönlichen Essay über ein mehrsprachiges Leben in der Schweiz.
Die «Sternstunde Philosophie» widmet sich der «narrativen Gesellschaft» mit der Frage, inwiefern Erzählungen unser Leben bestimmen. Ihr Gast Samira El Ouassil kann dazu einiges berichten, trifft sie sich für ihren neuen Podcast doch ständig mit Menschen, die ihr Geschichten erzählen – und wie diese ihr Leben beeinflussten.