Claudia Comte entspricht so gar nicht dem Klischeebild einer Künstlerin. Sie ist gut organisiert, trifft verbindliche Absprachen und kann gut mit Geld umgehen. Vielleicht hat es geholfen, dass sie – ihren Eltern zuliebe – zuerst ein Studium als Kunstlehrerin abschloss, bevor sie sich voll und ganz der Kunst widmete. Das tat sie anschliessend mit so viel Entschlossenheit, dass die ersten Erfolge rasch sichtbar wurden.
Skulpturen und Environments
Schon an der grossen Manor-Kunstpreis Ausstellung 2012 im Aargauer Kunsthaus fielen ihre grossen, glattpolierten Holzskulpturen ins Auge. Bereits damals kreierte Claudia Comte einen ganzen Raum um ihre Skulpturen. Ein Environment, in dem sich der Besucher sofort wohlfühlen konnte.
So arbeitet sie bis heute. Auch das Kunstmuseum Luzern, wo ihr die dortige Direktorin Fanny Fetzer im Frühling 2017 zehn Räume zur Verfügung stellte, bespielt Claudia Comte virtuos mit der Show «10 Rooms, 40 Walls, 1059 m2».
Eine unermüdliche Schafferin
Dazwischen liegen zahlreiche Ausstellungen und Installationen in Paris, Toulouse, New York, Palm Springs und jetzt die grosse Installation auf dem Messeplatz der Art Basel. Seit letztem Jahr wird sie in Europa vom renommierten Galeristen Johann König vertreten, der auch Erwin Wurm und Martin Kippenberger im Programm hat.
Claudia Comte ist eine unermüdliche Schafferin. Hatte sie 2013 noch ein Gemeinschaftsatelier mit anderen jungen Künstlern in Berlin Moabit, so hat sie mittlerweile ihr eigenes Studio.
Zeitweise beschäftigt sie bis zu zehn Leute, die ihr helfen, ihre grossen Holzskulpturen, aber auch ihre Environments und ihre abstrakten Bilder herzustellen.
Mit der Kettensäge in Form gebracht
Trotzdem greift sie immer noch selbst zur Kettensäge oder zur Schleifmaschine, um ihre Arbeiten in Form und Politur zu bringen. Man spürt, wie sehr sie die verschiedenen Materialien liebt, ganz besonders das Holz. Besucht man sie in ihrem Studio, streichelt sie immer wieder im Vorübergehen ihre Skulpturen, während sie darüber spricht.
Einmal im Jahr geht sie in die Wälder, um neues Holz zu besorgen. Dann steigt sie in ihren Arbeitsoverall. Bäume werden gefällt, Holz wird zurechtgeschnitten, abtransportiert. In ihrem Studio wird dann alles ordentlich gelagert.
Künstlerin auf der Erfolgsspur
«Ich habe schon den Ehrgeiz, die Kunstgeschichte voranzutreiben», sagt Claudia Comte, und man glaubt es ihr sofort. Ihre Linien und Skulpturen, ihre ZigZags und Donuts sind immer anders, immer erkennbar Comte. Und doch lotet sie ihre Themen ständig neu aus, erweitert, modifiziert. Wie weit kann Abstraktion gehen, scheint die Frage zu sein, die sie beschäftigt.
Dabei hat Comte noch vor rund zehn Jahren figurativ gemalt, wie man in dem kürzlich in der Edition Patrick Frey erschienenen Band «40x40» sehen kann. Da gab es eine Phase, in der sie ganze Familienalben abgemalt hat. Tiere und Landschaften würde sie eigentlich auch heute noch gerne zeichnen, so Comte, doch sie habe sich schon zu sehr in Richtung Minimalismus entwickelt, da könne sie vermutlich nicht zurück.
Bodenständigkeit als Geheimnis des Erfolgs?
Claudia Comte ist auf Erfolgskurs, keine Frage. Dass Kunst auch ein Geschäft ist, nimmt sie in Kauf. Denn wenn sich ihre Kunst nicht verkaufen würde, könnte sie das Geld nicht in immer grössere, interessantere, herausfordernde Projekte stecken.
Trotzdem ist die 33-Jährige auf dem Teppich geblieben. Sie mag tough sein in ihrer Arbeit. Doch sie feiert und lacht genauso gerne. Vielleicht ist diese Bodenständigkeit ja das Geheimnis ihres Erfolgs.