Luz – ein Name, den in Frankreich fast jeder kennt. Ehemals einer der wichtigsten Zeichner der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo. Er überlebte den Anschlag am 7. Januar 2015 durch einen Zufall, zeichnete dann die berühmte Titel-Seite «Je suis Charlie». Lange hat sich Luz nur mit seinem Trauma befasst.
Bis Autorin Virginie Despentes Luz bat, ihre Romantrilogie «Das Leben des Vernon Subutex» in Comicform zu bringen. Für Luz begann damit eine Reise zu sich selbst, die nun auch in deutscher Fassung ihren Abschluss findet.
«Ich war auf einmal weniger einsam»
Zwischen Luz und den Romanen gibt es eine besondere Verbindung. Band eins von «Das Leben des Vernon Subutex» erschien in Frankreich am 7. Januar 2015 – an dem Tag, an dem Luz Leben ins Wanken geriet. An dem Tag, an dem islamistische Attentäter die Redaktion der Satire-Zeitung Charlie Hebdo angriffen und einen grossen Teil von Luz Freunden und Kolleginnen ermordeten.
Luz fiel in ein Loch, zog sich zurück – über Jahre. Und dann kam Virginie Despentes. Ihre Romantrilogie «Das Leben des Vernon Subutex» ging in Frankreich durch die Decke. Despentes ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Ikone des französischen Feminismus, bekannt dafür, sich provokant und kompromisslos mit Themen wie Geschlechterrollen, Sexualität, Gewalt und gesellschaftlichen Normen auseinander zu setzen.
Ihr Schreibstil ist rau und ungeschönt, manche Kritiker bezeichnen ihn als vulgär. Ähnliches trifft auf den Ex-Charlie-Hebdo-Zeichner zu. Es war also auf vielen Ebenen ein Match zwischen Despentes und Luz – stilistisch, thematisch und vor allem auch menschlich, erzählt Luz. Mit der Arbeit an «Vernon Subutex» kehrte Luz Lebensmut zurück.
«Ich war auf einmal weniger einsam», sagt der Zeichner. Die Arbeit mit der Autorin habe ihm ein neues Universum eröffnet. Die Figuren von Despentes wurden zu seinen Büro-Kollegen, allen voran Vernon Subutex. Der abgehalfterte Plattenladenbesitzer wurde zum Freund, zum Alter Ego.
Musik als Rettungsanker
Denn wie Luz auch hat Vernon alles verloren: Sein Plattenladen ist pleite. Sein Hab und Gut hat er verscheuert, um die Miete zu zahlen. Vernon landet obdachlos auf der Strasse und ist allein. Im Gegensatz zu seinen Freunden aber akzeptiert er seine Situation. Fatalistisch und trotzdem: Die Idee, dass es schon weitergehen wird, lebt in Vernon Subutex. Und sie lebt auch wieder in Luz.
Durch die Arbeit an Vernon Subutex habe er zum ersten Mal seit den Anschlägen von 2015 wieder Musik gehört, und zwar die, die auch Vernon liebt: The Clash, Dolly Parton oder David Bowie. Luz, der lange Zeit auch Konzerte gezeichnet hat, giesst die Musik in Bilder. Die Energie transportiert er über kräftige Farben und Graffiti-artig gestaltete Doppelseiten – schwarzer Grund vor Farbexplosion. Das springt den Leser förmlich an: Sowohl die Romane als auch Luz «Übersetzung» seien eine Art Tanz.
Und der folgt in «Vernon Subutex 2» einem eigenen Beat. Luz hat einen Remix der Despentes-Trilogie geschaffen, sich das Werk auch inhaltlich zu eigen gemacht. Während Vernon Subutex im Roman am Ende 2000 Jahre in die Zukunft versetzt wird, als eine Art Christusfigur erscheint, wählt der Zeichner ein anderes Ende. Vernon sei für ihn nämlich kein Guru, sondern ein Typ, der zwar alles verloren habe und trotzdem eine Musik in sich trage, die die Menschen fasziniert.