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Gerhard Richter im Gespräch
Aus Kultur Extras vom 16.05.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 58 Sekunden.

Kunst «Wenn keine blöde Stelle mehr im Bild ist – dann ist fertig»

Um den deutschen Künstler Gerhard Richter gibt es einen regelrechten Personenkult. «Eine unbehagliche Situation», sagt er in einem seiner seltenen Interviews. Das Gespräch mit «10vor10» fand zum Auftakt der Richter-Retrospektive in der Fondation Beyeler statt.

Haben Sie das Gefühl, dass es eine Art Personenkult gibt um Sie – dass Ihre Person wichtiger ist als Ihre Kunst?

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Gerhard Richter: Auf jeden Fall. Man ist wie eine Art Popstar. Eine unbehagliche Situation, das ist so. Das fing früher schon an, als in den Zeitungen ein Bild von mir erwähnt wurde und ich gemerkt habe: Das hat gar nichts mit dem Bild zu tun, sondern nur mit seinem Preis. Das ist ein seltsamer Mechanismus, wieso etwas bekannt wird oder für die Medien interessant. Aber die Leute brauchen das wahrscheinlich.

Das ist wohl einfach eine Seite Ihres Erfolgs. Haben Sie sich in 50 Jahren nie daran gewöhnen können?

Nein, ich fühle mich wohler, wenn ich meine normalen Sorgen habe. Ob meine Bilder gut sind. Ob ich sie rausgeben kann. Ob ein Bild fertig ist. Ob mir überhaupt etwas einfällt. Da bleibt man auf dem Teppich.

Haben Sie das Gefühl, dass Kunst überhaupt rational verstanden werden muss?

Eine gewisse Art von Bildung gehört immer dazu. Es gibt Naturbegabte, die setzen sich mit sieben Jahren ans Klavier und können spielen. In der bildenden Kunst ist das natürlich schwieriger. Da gibt es gar keine Kriterien mehr, da fehlen zum Teil die Worte. In der Musik kann man sagen: Ich bin total unmusikalisch – tut mir leid. In der bildenden Kunst gibt es das nicht. Da müsste ich sagen: Ich kann nicht kucken.

Würden Sie sagen, Kunst muss man einfach annehmen und auf sich wirken

lassen?

Bei mir hörte das irgendwann in den 80er-Jahren auf, da war ich noch Lehrer. Ich kritisierte einen Schüler und sagte: «Das sieht nicht gut aus.» Da sagte er: «Mir gefällt das, das ist gut.» Da wusste ich: Diese Kultur ist vorbei. Aber ich denke, irgendwann wird die Gesellschaft das wieder brauchen. Wir suchen ja immer nach verlässlichen Kriterien, was gut oder was schlecht ist. Man geht auch nicht bei Rot über die Strasse. Oder stiehlt nicht.

Die Ausstellung

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Die Retrospektive «Gerhard Richter» ist vom 18.5. bis 7.9. in der Fondation Beyeler zu sehen.

Sie sagen: Meine Bilder sind klüger als ich – was sagen Ihnen die Bilder?

Die Bilder sagen mir, was ich machen soll. Aber ich meinte vielmehr: Wenn ich mir etwas ausdenke, ist das, wie wenn sich eine Werbeagentur etwas ausdenkt. Das ist garantiert falsch. Dürftig, berechnend, spekulativ. Aber wenn ich mich gehen lasse, das unbewusst mache, dann wird’s besser. Dann staune ich.

Wann merken Sie, dass es fertig ist?

Wenn ich nichts mehr dazutun kann. Wenn keine blöde Stelle mehr im Bild ist. Dann kann ich nichts mehr machen, dann ist fertig. Das kann sehr plötzlich gehen.

Das ganze Interview sehen Sie auch im Video.

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