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Raubkunst aus Benin In Zürcher Museen kommen jetzt Stimmen aus Nigeria zu Wort

Wie umgehen mit kolonialer Raubkunst? Zwei Zürcher Museen zeigen neue Ausstellungen über Kulturgüter aus Benin. Sie sind im Rahmen der «Benin Initiative Schweiz» entstanden – und setzen auf Transparenz und Vielstimmigkeit.

Wie viele Kulturschätze aus Benin gibt es in Schweizer Museen? Rund 100 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin befinden sich in acht Schweizer Museen. 2021 gründeten sie gemeinsam die «Benin Initiative Schweiz», um – in Zusammenarbeit mit nigerianischen Fachleuten – die Herkunft der Kulturgüter zu erforschen. Das Resultat: Rund die Hälfte stammt aus einem Raubzug der britischen Truppen, die 1897 den Königspalast in Benin im heutigen Nigeria plünderten. Auf verschiedenen Wegen gelangten die Objekte in Schweizer Museen.

Mann mit Brille und grünen Handschuhen hält afrikanische Maske.
Legende: Salim Umar mit einer Anhängermaske aus dem Königtum Benin Die Ausstellung «Benin verpflichtet» wurde mit nigerianischen Expertinnen und Experten und Diaspora-Gruppen erarbeitet. Im Foto Salim Umar von der «African Students Association of Zurich». Völkerkundemuseum der Universität Zürich / Kathrin Leuenberger

Was machen die Museen mit diesem Wissen? Ziel der «Benin Initiative Schweiz» ist es, die Forschungs-Ergebnisse der Öffentlichkeit zu vermitteln, auch aus nigerianischer Perspektive. Die neuen Ausstellungen im Museum Rietberg und im Völkerkundemuseum Zürich setzen auf Vielstimmigkeit: Im Dialog mit nigerianischen Fachleuten und Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern erzählen sie von der Geschichte der Kulturschätze im ehemaligen Königreich Benin. Das Publikum erfährt auch, auf welchen Wegen sie in die Schweiz kamen.

Welche Bedeutung haben diese Kulturgüter? Sie sind Teil der langen Geschichte des Königreichs Benin, die bis ins 12. Jahrhundert zurückgeht. Manche Benin-Bronzen haben eine sakrale Bedeutung, zum Beispiel Gedenkköpfe, die Teil eines Ahnenschreins waren. Andere haben die Funktion einer Chronik: Relief-Platten und Elfenbein-Schnitzereien aus dem Königspalast erzählen bildhaft von der Geschichte der Könige. Nach der Plünderung wurden diese Kulturschätze in alle Welt verstreut. «Es ist, als habe man die Seiten eines Geschichtsbuchs auseinandergerissen», sagt Alexis Malefakis, Kurator des Völkerkundemuseums Zürich. «Aus nigerianischer Sicht gehören die Objekte ganz klar zusammen.»

Person mit grünen Handschuhen hält afrikanische Skulptur.
Legende: Gehört der Kopf zum Reiter? Bruchstücke des Kulturerbes des Königtums Benin liegen in über 130 Museen in der ganzen Welt verstreut. Völkerkundemuseum der Universität Zürich / Kathrin Leuenberger

Gibt es Rückgabe-Forderungen aus Nigeria? Ja, das Völkerkundemuseum hat eine Restitutionsforderung der «National Commission for Museums and Monuments» aus Nigeria erhalten. Sie betrifft die 14 Objekte in der Sammlung, die wahrscheinlich geplündert wurden. In der Ausstellung des Museums Rietberg sind 11 Objekte markiert, über deren Restitution verhandelt wird. «Bei diesen Objekten streben wir eine Eigentumsübertragung an, der Prozess ist im Gang», sagt die Kuratorin Esther Tisa Francini.

Wurden bereits Objekte nach Nigeria zurückgegeben? Nein, doch die Beteiligten der «Benin Initiative Schweiz» haben in einer gemeinsamen Erklärung den Willen für eine Eigentumsübertragung bekundet. Die Museen können aber nicht selbst über Restitutionen verhandeln. Das ist die Aufgabe ihrer städtischen oder kantonalen Trägerschaften.

Ausstellungshinweis

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«Im Dialog mit Benin: Kunst, Kolonialismus und Restitution», 23. August 2024 bis 16. Februar 2025, Museum Rietberg , Zürich

«Benin verpflichtet. Wie mit geraubten Königsschätzen umgehen?», 24. August bis 14. September 2024, Völkerkundemuseum Zürich

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 22.8.2024, 7:00 Uhr

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