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Tierquälerei als Kunst Künstler liess Ferkel fast verhungern – dann wurden sie geklaut

Um auf Tierleid in der Fleischindustrie hinzuweisen, wollte der Künstler Marco Evaristti drei Ferkel vor den Augen von Besuchern verhungern lassen. Doch Diebe machten ihm einen Strich durch die Rechnung.

Darum geht es: Der dänische Künstler Marco Evaristti sorgte mit einer Kunstaktion für Aufsehen. Am 28. Februar hatte er in Kopenhagen eine Ausstellung eröffnet: In einem ehemaligen Metzgereilagerhaus im früheren Fleischereiviertel präsentierte der 62-jährige mehrere Gemälde mit Schweinemotiven. Das eigentliche Herzstück der Schau war ein Käfig aus am Boden drapierten Einkaufswagen. Darin wollte er lebendige Ferkel vor den Augen der Besucherinnen und Besucher verhungern lassen. Die Säuli sollten Wasser, aber keine Nahrung erhalten, bis sie verenden.

Ferkel in Einkaufswagen auf Stroh.
Legende: Die drei Schweinchen sollen stellvertretend für abertausende Artgenossen, die täglich sterben, stehen. Keystone/Emil Nicolai Helms/Ritzau Scanpix via AP

Das ist mit den Ferkeln passiert: Es kam jedoch anders als geplant: Die Säuli starben nicht. Stattdessen wurden sie gestohlen, wie die Polizei in Kopenhagen berichtete. Offenbar wird eine dänische Tierschutzorganisation verdächtigt, hinter dem Diebstahl zu stecken. Die Ausstellung ist bis auf Weiteres geschlossen – der Künstler überlegt aber, sie wiederzueröffnen, dann mit bereits toten Tieren.

So erklärt der Künstler seine Aktion: Evaristti sagte, dass er auf die Misshandlung von Tieren in der Massentierhaltung aufmerksam machen wollte. Der Titel der Ausstellung: «And Now You Care?» («Und nun kümmert es euch?»). Sein Kommentar gilt einerseits den in der dänischen Tieraufzucht und -schlachtung aktiven Unternehmen, andererseits den Konsumentinnen und Konsumenten. Dänemark ist einer der weltweit grössten Exporteure für Schweinefleisch. Die Ausstellung sei, so Evaristti, «eine Konfrontation mit der blutigen Realität», und eine Aufforderung an die Menschen, ihren Fleischkonsum zu reduzieren.

Das ist das Problem mit Ferkeln in Dänemark: Birgitte Damm, Sprecherin der Organisation «Animal Protection Denmark» sagt, dass täglich etwa 25‘000 Ferkel in dänischen Ställen sterben. Einige von ihnen verhungern, weil die Säue auf die Geburt von 20 Ferkel hin gezüchtet werden, aber nur 14 Zitzen haben. Die Zuchtpraxis führt dazu, dass die Ferkel gezwungen sind, um die Muttermilch zu konkurrieren. Viele von ihnen verenden dabei.

Was sind die Folgen der Aktion: Evaristti erklärte, dass in Folge der Ausstellungseröffnung sowohl er selbst als auch seine Familie Drohungen erhalten hatten. Die Aktion könnte für den Künstler auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Laut einer dänischen Zeitung haben Tierschützer ihn wegen Tierquälerei angezeigt. Im Zuge der weltweiten Berichterstattung hat Evaristti viel mehr Menschen für sein Anliegen interessieren und aktivieren können, als durch die Ausstellung alleine. Die Aktion war, könne man meinen, vielmehr eine Performance, bei der das mediale Interesse bereits einkalkuliert gewesen sein könnte.

Das war nicht die erste kontroverse Aktion von Evaristti: Bereits bei anderen Projekten verwendete Evaristti Tiere. Bei «Helena & El Pescador» präsentierte der Künstler eine Installation mit Goldfischen. Diese schwammen in mit Wasser gefüllten Mixern. Somit waren die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung in der Lage, die Fische per Knopfdruck wortwörtlich zu «liquidieren» – was einzelne wohl in die Tat umsetzten.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 5.3.20205, 16:30 Uhr ; 

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