NFTs – also digitale Gegenstände, die es nur einmal gibt und darum gehandelt werden – sorgten vor zwei Jahren für viel Aufregung. Das Auktionshaus Christie's verkaufte ein NFT des Künstlers Beeple für fast 70 Millionen US-Dollar. Und das britische «Art Review» wählte 2021 eine NFT-Software zur einflussreichsten Künstlerin.
Nun der spektakuläre Crash nach dem Hype: 95 Prozent der NFTs sind keinen Cent mehr wert, sagt eine aktuelle Markt-Untersuchung. 2021 wurden NFTs noch für 17 Milliarden Dollar gehandelt.
Was sind die Gründe für den Einbruch? Jürg Tschirren von der SRF-Digitalredaktion verfolgt die Entwicklung rund um die kleinen digitalen Bildchen.
Ist der NFT-Hype vorbei?
Das könnte sein – und es lässt sich mit Zahlen belegen: Die amerikanische Finanz- und Crypto-Community Dappgambl.com hat jüngst den Wert und die Verkäufe von NFTs analysiert. Die daraus entstandene Studie kommt zum Schluss, dass gut 95 Prozent aller NFTs heute wertlos sind. Den Wertverlust kann man auch gut an einzelnen NFTs festmachen, etwa an den sogenannten «Bored Ape»-NFTs.
Was hat es mit den Comicaffen «Bored Ape» auf sich?
Um die digitalen Kunstwerke «Bored Ape» gab es Anfang 2022 einen Hype. Die Bilder zeigen Porträts von Comicaffen und wurden hoch gehandelt. Zu ihren besten Zeiten erreichten sie einen Wert von rund 430’000 Dollar pro Bild. Heute ist es nur noch ein Bruchteil: knapp 40’000 Dollar.
Popstar Justin Bieber kaufte damals seinen «Bored Ape» für 1.3 Millionen Dollar. Heute soll dieser noch rund 60'000 Dollar wert sein. Mit diesen Preisen gehören die kultigen Affen noch zu den hochgehandelten NFTs. Bei den meisten liegt der Wert heute wie gesagt bei null.
Warum sind die Preise für die digitalen Bilder abgesackt?
Der wichtigste Grund ist die Zinswende und damit zusammenhängend das Platzen der Kryptoblase. Kryptowährungen wie der Bitcoin haben viel von ihrer Attraktivität als Spekulationsobjekt verloren und damit auch viel von ihrem Wert. NFTs – letztlich einfach eine Kryptowährung mit Bild dahinter – haben den Einbruch besonders zu spüren bekommen.
Aber auch die Corona-Pandemie spielte beim ganzen NFT-Hype eine Rolle: Viele Leute blieben zu Hause und suchten neue Verdienstmöglichkeiten. NFTs waren dabei ein willkommenes Spekulationsobjekt. Das scheint jetzt vorbei.
Wird die NFT-Kunst sich erholen und zurückkehren?
Es gibt Stimmen, die prophezeien, dass sich der Markt wieder erholen wird. Etwa, wenn NFTs es schaffen, mehr zu sein als reine Spekulationsobjekte. Wenn man ihnen einen praktischen Wert geben kann, etwa als eine Art digitale Kundenkarte, die Zugang zu exklusiven Inhalten eröffnet. Es ist also gut möglich, dass im Kunstbereich auch in Zukunft mit NFTs gehandelt wird, diese aber anders heissen werden. Das zeigt das Auktionshaus Sotheby's schon heute: Es spricht lieber von digitaler Kunst oder von digitalen Sammlerobjekten
Was ist denn der Nutzen von NFTs im Kunstbereich?
Nehmen wir das Werk eines berühmten Künstlers oder einer Künstlerin. Mithilfe von NFTs könnte man das Werk in kleine digitale Einzelstücke aufteilen, sodass ein einzelner NFT einem bestimmten Teil des Werks entsprechen würde, aber lange nicht so viel kosten würde wie das gesamte Werk. So könnten sich auch Leute mit weniger Geld einen Teil eines Kunstwerks sichern.