Lovestory auf Rügen: «Windstärke 17»
Mit ihrem Debüt «22 Bahnen» ist Caroline Wahl ein Bestseller gelungen. Nun hat sie einen zweiten Roman geschrieben. «Windstärke 17» handelt von der jungen Frau Ida, deren Mutter gestorben ist. In ihrer Trauer flüchtet sie auf die Ostseeinsel Rügen. Dort findet sie Leute, die sie aufpäppeln, und vor allem: die Liebe. Diese Liebe heisst Leif und bringt Idas ohnehin aufgewühlte Gefühlswelt noch mehr durcheinander. «Windstärke 17» ist mitreissend, herzerwärmend – und dabei kein bisschen kitschig. (Katja Schönherr)
Abenteuerroman wie ein Orkan: «Der Untergang der Wager»
Noch selten hat mich eine Seefahrergeschichte dermassen gepackt wie «Der Untergang der Wager» des US-Amerikaners David Grann. Die «Wager», ein britisches Kriegsschiff, strandet im 18. Jahrhundert im Sturm an der unwirtlichen Küste Patagoniens. Die Schiffbrüchigen leiden Hunger. Krankheit. Meuterei. Mit dem Mut der Verzweiflung versuchen sie das Unmögliche – in kleinen Rettungsbooten heil nach Hause zu gelangen. Der auf den historischen Fakten beruhende Roman erzählt von Menschen in Ausnahmesituationen und bietet dabei erstklassige Unterhaltung. (Felix Münger)
Der Klassiker: «1984»
Eben wurde «1984» von George Orwell 75 Jahre alt und ist doch ist das Buch kein bisschen veraltet. Das Schicksal von Winston Smith, der in einem brutalen Überwachungsstaat lebt und glaubt, seine Haut retten zu können, wenn er sich nur still verhält, scheint sich laufend von selbst zu aktualisieren. Man muss gar nicht an derzeitige Diktaturen denken – die Unterwanderung von Demokratien durch Deepfake oder KI-gesteuerte Überwachungstools tut es auch. Toll erzählt und klug – «1984» ist ein Must-read. (Franziska Hirsbrunner)
Das Debüt: «Ein schönes Ausländerkind»
Sie ist Tiktokerin und Kabarettistin, nun hat sie auch einen Roman geschrieben: «Toxische Pommes», eine junge Österreicherin, die eigentlich ganz anders heisst und Juristin ist. «Ein schönes Ausländerkind» erzählt von einer Familie, die vor dem Jugoslawienkrieg nach Österreich flieht und dort versucht, sich zu integrieren. Dabei geht der Roman der Frage nach, was passiert, wenn die Integration nicht funktioniert. Ein gelungenes Debüt: geistreich, humorvoll, empathisch. Und vor allem entlarvend. (Michael Luisier)
Kinderbuch: «Die Watsons fahren nach Birmingham»
Die Watsons sind eine fünfköpfige Familie: Sie lachen viel, drohen einander – und lieben sich sehr. Weil Byron, der Älteste, nur Blödsinn im Kopf hat, fahren die Watsons nach Birmingham. Dort soll die Grossmutter Byron zur Vernunft bringen. Aber 1963 ist diese Reise für die Schwarze Familie lebensgefährlich. Dieses Buch ist für mich einer der besten Kinderromane überhaupt. Es konfrontiert die junge Leserschaft mit Rassismus, zeigt aber auch – ohne je kitschig zu werden -, was Mut und Empathie vermögen. (Britta Spichiger)
Thriller: «Views»
Wie eine Süchtige verschlang ich «Views». Der Thriller handelt von politisch brisanten Themen, die der Autor Marc-Uwe Kling in einen rasanten Plot packt. Eine Teenagerin verschwindet spurlos, ein verstörendes Video mit ihr taucht auf, das Video geht viral und führt zu Tumulten in Berlin. Ein Thriller über Rechtsextremismus, Rassismus, aber ebenso über die Macht von Bildern in Zeiten Künstlicher Intelligenz. Ein Plot, der Sie um den Schlaf bringen wird. (Jennifer Khakshouri)