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«Lieblingstochter» von Sarah Jollien-Fardel
Aus Literaturclub vom 07.03.2023.
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SRF-Bestenliste Die besten Bücher im April

Verschollen geglaubte Kultbücher und schweigende Dörfer: Die literarischen Highlights des Monats im Countdown.

5. Arno Geiger: «Das glückliche Geheimnis» (17 Punkte)

Buchcover mit gelbem Hintergrund und im Vordergrund in orange ein Mann mit Hut von hinten
Legende: Arno Geiger. Das glückliche Geheimnis. 240 Seiten, Carl Hanser 2023. Hanser

In seinem autobiografischen Buch «Das glückliche Geheimnis» erzählt Arno Geiger von seinem langen Weg zur Schriftstellerei, seinen alternden Eltern und der grossen Liebe.

Zudem verrät er, dass er über Jahrzehnte ein Doppelleben geführt hat: im Geheimen streifte er regelmässig durch die Stadt und suchte in Altpapiercontainern nach Briefen und anderen Dokumenten wildfremder Menschen.

Beeindruckend offen erzählt der Autor, wie ihm dies den Zugang zu anderen Lebenswirklichkeiten eröffnete – und ihn als Künstler inspirierte.

Arno Geiger ist mit «Das glückliche Leben» ein ergreifendes Lebensbuch gelungen. Es besticht durch eine schonungslose Offenheit, die das Buch zu einer Hommage ans Erzählen überhaupt werden lässt.
Autor: Felix Münger Literaturredaktor SRF
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Arno Geiger im Gespräch
aus Literaturclub: Zwei mit Buch vom 09.02.2023. Bild: Getty Images/Leonardo Cendamo
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4. Mohamed Mbougar Sarr: «Die geheimste Erinnerung der Menschen» (20 Punkte)

Buchcover mit geometrischen Mustern orientalisch angehaucht in den Farben schwarz, weiss, orange und pink
Legende: Mohamed Mbougar Sarr. Die geheimste Erinnerung der Menschen. Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. 448 Seiten, Carl Hanser 2022. Hanser

Diégane lebt in Paris und will so berühmt werden wie sein literarisches Idol T.C. Elimane. Elimane war ein senegalesischer Schriftsteller, der in den 1930er-Jahren ein Kultbuch schrieb und als «schwarzer Rimbaud» im französischen Feuilleton gefeiert wurde. Bis er spurlos verschwand. Zufall oder Schicksal, dass Diégane in einem Café ausgerechnet jener Senegalesin begegnet, die Elimanes verschollen geglaubtes Kultbuch besitzt?

Der Roman ist ein sprachlich virtuoser Mix aus Krimi, Liebesgeschichte und Bildungsroman, in dem sich der Autor kritisch mit dem 20. Jahrhundert und dem Erbe des Kolonialismus auseinandersetzt.

Ein anspruchsvolles Lesevergnügen mit wunderschönen Passagen über die Liebe, das Leben und die Suche nach Wahrheit, die die Essenz unseres Lebens ist.
Autor: Annette König Literaturredaktorin SRF
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«Die geheimste Erinnerung der Menschen» von Mohamed Mbougar Sarr
Aus Literaturclub vom 31.01.2023.
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3. Sarah Elena Müller: «Bild ohne Mädchen» (22 Punkte)

Buchcover in schwarz und weiss durchzogen mit geschwungenen Linien
Legende: Sarah Elena Müller. Bild ohne Mädchen. 208 Seiten, Limmat 2023. Limmat

In «Bild ohne Mädchen» verhandelt die Autorin Sarah Elena Müller das schwierige Thema Kindesmissbrauch. Sie siedelt ihre Geschichte in den 1990ern in einem kulturaffinen Milieu an.

Ein namenloses Mädchen auf dem Land verbringt viel Zeit bei ihrem Nachbarn, der sie immer wieder für seine Kunstprojekte filmt. Die Eltern schauen weg. Nur sein eingebildeter Freund, ein Engel, hilft dem Kind. Der Roman macht uns zu Zeugen der Hilflosigkeit.

Müller erzählt grösstenteils aus dem Blick des Kindes, was für einen traumartigen und ungewöhnlichen Verfremdungseffekt sorgt. Ein so beklemmendes wie brillantes Debüt.

«Bild ohne Mädchen» beschreibt, wie Missbrauchsfälle häufig unentdeckt bleiben können, aufgrund psychischer Widerstände von Angehörigen, die verhindern, das eigentlich Offensichtliche zu sehen – und hält der Schwere des Stoffs zugleich einen subversiven Humor entgegen.
Autor: Salomé Meier Freie Literaturkritikerin

2. Christian Haller: «Sich lichtende Nebel» (23 Punkte)

Pinkes Buchcover mit transparentem Menschen in violett
Legende: Christian Haller. Sich lichtende Nebel. 128 Seiten, Luchterhand 2023. Luchterhand

Kopenhagen, 1925. Der Physiker Werner Heisenberg beobachtet zufällig, wie in einer nebligen Nacht ein Mann in den Lichtkegel einer Strassenlaterne tritt und nach wenigen Schritten im Dunkeln verschwindet, um im nächsten Lichtkegel erneut aufzutauchen.

Diese Beobachtung löst in ihm eine innere Unruhe aus. Er spürt, dass er nahe an der Lösung eines theoretischen Problems ist. Der Mann im Dunkeln ahnt nicht, dass sein nächtlicher Gang nach Hause die Quantenmechanik begründen wird.

Eine Novelle über die Unschärfen im Leben, die zu neuen Realitäten führen können.

Christian Hallers Novelle berichtet davon, wie durch eine Zufallsbegegnung die Unschärferelation entdeckt wird. Das klingt abstrakt; Hallers Personen sind jedoch keine blossen Spielfiguren, sondern werden als Individuen lebendig.
Autor: Manfred Papst Autor «NZZ am Sonntag»
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«Sich lichtende Nebel» von Christian Haller
aus Kultur-Aktualität vom 27.02.2023. Bild: Keystone
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1. Sarah Jollien-Fardel: «Lieblingstochter» (35 Punkte)

Buchcover mit zerteilten Bildausschnitten die sich zu einem Löwen und dem Portrait einer Frau zusammensetzen
Legende: Sarah Jollien-Fardel. Lieblingstochter. Aus dem Französischen von Theresa Benkert. 221 Seiten, Aufbau 2023. Aufbau

Ein Dorf im Wallis. Ein Familienvater, der seine Frau und die beiden Töchter schlägt, die ältere sexuell missbraucht. Die Frauen wehren sich nicht. Das Dorf weiss, was vor sich geht. Und schweigt. Aus diesem Trauma versucht die jüngere Tochter, Jeanne, im Laufe ihres Lebens immer wieder einen Weg zu finden.

In kurzen, rhythmischen Staccato-Sätzen und mit viel Einfühlungsvermögen wird das Innenleben einer Figur nach aussen gekehrt. Und aufgezeigt, mit welchen Ohnmachtsgefühlen, Ängsten und seelischen Verletzungen Jeanne noch Jahrzehnte nach den Ereignissen zu kämpfen hat.

Der Roman der Walliser Autorin war im letzten Jahr für den Prix Goncourt nominiert und erhielt den Prix du Roman Fnac und den Choix Goncourt de la Suisse 2022.

Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so perfekten Erstlingsroman gelesen zu haben. Konzentriert, dicht und sprachlich sorgfältig.
Autor: Carol Forster Buchhändlerin
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«Lieblingstochter»: Sarah Jollien-Fardels erstes Buch
Aus 10 vor 10 vom 07.03.2023.
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So entsteht die SRF-Bestenliste

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Die SRF-Bestenliste wird jeden Monat von einer Fachjury bestimmt. Zur Jury gehören 55 Buchkritikerinnen, Bibliothekare, Buchhändlerinnen, Literaturwissenschaftler und Vertreterinnen von literarischen Institutionen.

Jedes Jurymitglied darf jeweils bis zu vier Titel, deren Veröffentlichung nicht länger als sechs Monate zurückliegt, für die SRF-Bestenliste nominieren. Die Punktewertung funktioniert wie folgt:

  • 1. Platz: 7 Punkte
  • 2. Platz: 5 Punkte
  • 3. Platz: 3 Punkte
  • 4. Platz: 1 Punkt

Die vergebenen Punkte werden addiert und ergeben die jeweilige Reihung. Jedem Jurymitglied steht es frei, weniger (oder auch gar keinen) Titel zu nominieren. Sobald ein Titel drei Mal auf der SRF-Bestenliste vorgekommen ist, wird er gesperrt, um einen gewissen Titelumlauf zu gewährleisten.

Im Sinne einer grösstmöglichen Transparenz, Objektivität und Unparteilichkeit im Abstimmungsverfahren dürfen keine Bücher nominiert werden, deren Autor:in Mitglied der Jury ist.

Die Jurymitglieder von A bis Z

Der Newsletter von SRF Literatur

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Im Literatur-Newsletter von SRF gibt es wöchentlich Leseempfehlungen und Porträts von Schweizer Schriftstellerinnen und Schriftstellern. Und natürlich gibt es so auch jeden Monat die aktuelle Bestenliste ins Postfach.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 22.03.2023, 17:20 Uhr ; 

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