Wer einen der Schweizer Musikpreise des Bundesamts für Kultur gewinnt, hat es sozusagen amtlich bescheinigt, zu den wichtigsten Musikschaffenden der Schweiz zu gehören.
Dieses Jahr geht der Grand Prix Musik an die argentinisch-schweizerische Cellistin Sol Gabetta. Diese Wahl leuchtet ein, denn sie ist eine der eigenständigsten Klassik-Persönlichkeiten ihrer Generation, gefeiert für ihre Virtuosität und ihren ausdrucksstarken Cello-Klang.
«Der Preis gibt mir weitere Energie»
Die Schweizer Musikpreise werden dieses Jahr zum elften Mal vergeben. Sie wurden von einer siebenköpfigen Jury ausgewählt und werden jeweils im September verliehen.
In den letzten Jahren gingen die Hauptpreise an Vertreterinnen und Vertreter aus Pop, Jazz und Performance. Nach Heinz Holliger 2015 und Patricia Kopatchinskaja 2017 ist nun wieder die Klassik an der Reihe.
Sol Gabetta ist eine international gefragte Solistin und Initiatorin des Kammermusikfestivals Solsberg in ihrer Wohngemeinde Olsberg im Kanton Aargau.
Sie fühle sich sehr geehrt, den mit 100'000 Franken dotierten Hauptpreis zu erhalten und will das Geld in Kunst reinvestieren: «Es gibt mir weitere Energie, Projekte in der Schweiz zu realisieren. Projekte, die der jüngeren Generation helfen können.»
Stilistische Breite
Weitere sieben Acts aller Sprachregionen erhalten einen Schweizer Musikpreis mit einem Preisgeld von je 40'000 Franken. Die Jury hat dabei nicht nur die üblichen Verdächtigen mit jahrzehntelangem Lebenswerk ausgewählt, sondern stellt auch jüngere Musikerinnen und Musiker ins Rampenlicht.
Ihr gemeinsamer Nenner ist, dass deren Musikschaffen in irgendeiner Weise innovativ ist. So das Schaffen der 32-jährigen Mezzosopranistin und Jodlerin Simone Felber. Mit ihrem Ensemble «iheimisch», ihrem feministischen Jodelchor «Echo vom Eierstock» und im Duo mit dem Produzenten James Varghese verleiht sie der Volksmusik neuen Schwung.
Weniger Pop, mehr Metal
Auch der international gefeierte Chor-Komponist Ivo Antognini, die Barockviolinistin Leila Schayegh, die experimentelle Multi-Instrumentalistin Simone Aubert und der Sound-Architekt Zimoun erhalten einen Schweizer Musikpreis – eine durchweg spannende und diverse Jury-Wahl.
Pop und Rock sind in diesem Preis-Jahrgang insgesamt weniger vertreten als in den Vorjahren. Aber eine Band kommt in die Kränze: Zeal & Ardor erreicht von Basel aus international sowohl ein Metal- als auch ein Avantgarde-Publikum und ist visionär in der Art, wie sie experimentell an Metal und Gospel herangeht.
Drei Spezialpreise
Vor zwei Jahren wurden die mit 25'000 dotierten Spezialpreise eingeführt «um das Wirken sämtlicher Akteurinnen und Akteure, sowohl vor wie auch hinter der Bühne, abzubilden».
In diesem Jahr sind es das Lausanne Underground Film & Music Festival, das Schweizer Museum und Zentrum elektronischer Musikinstrumente in Fribourg und das Label und Kollektiv Somatic Rituals aus Basel.
Für die Ausgezeichneten bedeutet der Preis vor allem erstmal eine nationale Anerkennung und Sichtbarkeit. Durch das Preisgeld können sie sich eine Zeitlang ganz in ihre Arbeit vertiefen.
Auf die Frage, was ihm der Preis bedeute, antwortet der 29-jährige Jazz-Saxofonist Tapiwa Svosve assoziativ: «Eine Ehre? Beruhigung … mehr Fragen. Irgendwie berührt? Aufgaben.»