Die Meldung von «Wald Aargau» tönt dramatisch: «Der Aargauer Wald ist gestresst. Buchen, Fichten und Tannen leiden unter der Trockenheit. Die Situation auf dem Holzmarkt ist schlimmer als 1999 nach dem Jahrhundertsturm Lothar», schreibt der Verband der Waldbesitzer diese Woche und fordert von der Politik Geld, um den Wald wieder aufzuforsten.
Wie steht es um den Aargauer Wald? Und wie wird er künftig aussehen? Der Leiter der Abteilung Wald des Kantons, Alain Morier, nimmt Stellung.
SRF: Alain Morier, wie geht es unserem Wald?
Alain Morier: Die Leute, die den Wald besuchen, sehen vereinzelt trockene Bäume. Der Aargauer Wald hat Durst und er leidet unter den Schadinsekten. Der letzte Sommer war enorm trocken. Für die Bäume ist das im Sommer verheerend, denn genau in dieser Zeit sollten sie wachsen und ihr Blattwerk entwickeln.
Muss man sich Sorgen machen?
Wenn es nur einzelne trockene Bäume sind, muss man sich keine Sorgen machen. Momentan sind aber alle unsere drei Hauptbaumarten im Aargauer Wald betroffen, nämlich Fichten, Buchen und Tannen. Wenn Buchen trocken sind, dann kommt der Borkenkäfer und lässt sie absterben. Das Ausmass bei den Buchen ist allerdings neu. Das ist besorgniserregend.
Was kann man tun?
Langfristig muss man auf andere Baumarten setzten. Forschungsergebnisse zeigen, dass bei einem Anstieg von zwei Grad im Schnitt pro Sommer die drei Hauptbaumarten aussteigen. Das sind die Verlierer.
Es gibt bei den Bäumen Verlierer und Gewinner.
Gewinner dieser Entwicklung sind Traubeneichen, Kirschbäume, Birken, Aspen oder auch Eiben und Waldföhren profitieren. Das Gleichgewicht wird verschoben.
Kirschbäume in unseren Wäldern?
Die haben wir bereits jetzt, aber nur vereinzelt. Die Buche ist viel stärker als der Kirschbaum, sie gibt viel Schatten, die Kirschbäume vertragen das nicht. Wenn es der Buche schlecht geht, dann profitieren die Kirschbäume, sie können sich besser entwickeln. Die Konkurrenzkraft des Kirschbaums wird also besser.
Müssen wir denn jetzt neue Baumarten pflanzen?
Es kann keine Anbauschlacht geben. Wir müssen eine möglichst grosse Vielfalt im Wald hinkriegen. Wir müssen die vitalsten Bäume fördern, nicht unbedingt die schönsten oder die schönsten für die Holzverarbeitung. Solche Flächen bepflanzen geht sowieso nicht. Das kann niemand bezahlen und es ist auch unklar, ob die gepflanzten Bäume dann Erfolg haben werden.
Das Gespräch führte Christiane Büchli.