- Keine Zustimmung für Kinderabzüge bei den Bundessteuern: 52 Prozent der Stimmberechtigten wollen die Vorlage ablehnen – 43 Prozent wollen zustimmen.
- Nach Einsetzen des Abstimmungskampfes erfolgte ein Meinungsumschwung: Im August lag der Ja-Anteil noch bei 51 Prozent.
- Das Rennen um die Kinderabzüge ist noch offen, mit kleinem Vorteil für die Nein-Seite. Denn die Meinungen sind immer noch wenig gefestigt, viele haben sich erst tendenziell entschieden – 5 Prozent sind noch unschlüssig.
Das Nein-Lager gewinnt im Vergleich zur ersten SRG-Umfrage im August an Terrain. Das ist für die Meinungsforscher eine Überraschung. «Ein deutlicher Nein-Trend hat eingesetzt. Das ist atypisch für eine Behördenvorlage – das Ausmass ist ebenfalls atypisch» sagt Martina Mousson vom Institut gfs.bern, welches die Umfrage durchgeführt hat.
Die Mitte gegen den Rest
Für die Politologin Mousson ist ein Grund für die Trendumkehr klar: «Im linken Lager hat ein Angleich an die Partei-Parolen stattgefunden.» Bei der ersten Umfrage war noch von einem Links-rechts-Graben die Rede. Anhänger von Grünen und SP waren mehrheitlich dafür, nur die SVP-Anhänger waren dagegen.
«Die solide Zustimmung bei Grünen- und SP-Wählern ist jetzt weggebrochen», sagt Martina Mousson. Das sei das Ergebnis einer vertieften Auseinandersetzung mit der Vorlage. Denn die Vorlage sei bisher etwas unter den Tisch gefallen und die Meinungsbildung greife erst jetzt.
Nun haben sich die Abstimmungsabsichten in einen Konflikt zwischen den Anhängern der Mitte-Parteien gegen den Rest verwandelt. So sind nur noch Sympathisanten der CVP und der FDP mehrheitlich für die Vorlage. Bei den Grünliberalen sind die jeweiligen Stimmen im Patt.
Nein-Seite im Vorteil
Dennoch haben sich noch immer 44 Prozent erst tendenziell dafür oder dagegen entschieden. Zusammen mit den fünf Prozent, die noch unschlüssig sind, besteht noch Spielraum für die Vorlage. Die Politologen sprechen hier von einer «schwach prädisponierten» Entscheidung – das heisst, dass die Meinungsbildung noch nicht ganz abgeschlossen ist.
Der Abstimmungskampf wird wohl über den Ausgang zur Vorlage entscheiden. Die Gegnerschaft hat zwar zurzeit mit ihren Argumenten die Überhand, doch es gibt auch breit geteilte Argumente für die Vorlage. Was die Situation ebenfalls «beschränkt offen macht», sei der aktuell knappe Vorsprung der Nein-Seite, sagt Martina Mousson. «Das ist keine solide Nein-Mehrheit. Der Trend spricht aber schon eine deutliche Sprache.»