Jedes Jahr sterben in der Schweiz rund 9500 Menschen an den Folgen des Rauchens. Für die Allgemeinheit entstünden dadurch Kosten in Milliardenhöhe, ist auf der Webseite des BAG zu lesen. Allein die Gesundheitskosten betrügen jährlich über drei Milliarden Franken.
Das sind vier Prozent der gesamten Gesundheitskosten, wie eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW zeigt.
Lungenkrebs ist die bekannteste Raucherkrankheit, macht aber nur einen Viertel der Kosten aus.
Sie wurde im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz AT durchgeführt. «Lungenkrebs ist die bekannteste Raucherkrankheit, macht aber nur einen Viertel der Kosten aus. Dazu kommen chronische Atemwegserkrankungen COPD, Herzinfarkte und viele andere Krankheiten», erklärt Studienmitverfasser Simon Wieser.
Total: Fünf Milliarden Franken
Die Krankheiten seien zugleich nur ein Teil der Raucherkosten, sagt der Gesundheitsökonom. Denn durch teilweisen oder dauerhaften Arbeitsausfall entstünden der Wirtschaft weitere Kosten von geschätzten zwei Milliarden Franken. Einberechnet seien hier auch die Todesfälle im Erwerbsalter und totale Arbeitsunfähigkeit.
Durch Arbeitsausfall und Todesfälle im Erwerbsalter entstehen der Wirtschaft Kosten von geschätzten zwei Milliarden Franken.
Die Grössenordnung der Raucherkosten von jährlich insgesamt fünf Milliarden Franken bestätigt auch Professor Christoph Schaltegger. Der Direktor des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik der Universität Luzern hat ebenfalls eine Studie zu den externen Kosten des Tabakkonsums mitverfasst, welche aber die Kosten weiter unterteilt.
Externe Kosten – und Nutzen für die AHV
Sein Ansatz: Welche Kosten trägt die Gesellschaft und was zahlen die Rauchenden selbst? So zählt die Studie neben den Gesundheitskosten auch durchs Rauchen verursachte externe Kosten wie Brände, Reinigungskosten und Betriebsausfälle dazu.
Auf der anderen Seite sind es die von den Rauchenden bezahlten Tabaksteuern, welche indirekt in die AHV fliessen und so der Allgemeinheit zugutekommen. Und schliesslich sterben Raucherinnen und Raucher in der Regel früher und beziehen demzufolge weniger lang oder gar keine AHV. Auch das wurde einberechnet.
Externe Kosten von ungefähr 630 Millionen stehen Tabaksteuereinnahmen von 2.2 Milliarden Franken gegenüber.
So stehen externe Kosten von ungefähr 630 Millionen den Tabaksteuereinnahmen von 2.2 Milliarden Franken gegenüber, was unter dem Strich ein Plus von 1.6 Milliarden zugunsten der Allgemeinheit ergibt.
Unethisch und zynisch?
Für Gesundheitsökonom Wieser sind solche Berechnungen unethisch: «Es stimmt, dass Rauchende im Durchschnitt sechs bis sieben Jahre früher sterben. Aber die Argumentation finde ich äusserst zynisch. Wie wenn man sagen würde: Zum Glück haben wir Corona, das ist gar nicht so schlimm, denn es sterben vor allem die Alten, was die AHV ein wenig entlastet.»
Es gebe keine ethische Verpflichtung, Zahlen nicht aufzuzeigen, nur weil dies gesellschaftlich möglicherweise nicht erwünscht sei, hält Professor Schaltegger dagegen: «Das ist Gesinnungsethik. Ich halte mich hier an die Verantwortungsethik. Es ist die Verantwortung der Wissenschaft, die bestehenden Zahlen korrekt und transparent aufzubereiten.»
Es ist die Verantwortung der Wissenschaft, die bestehenden Zahlen korrekt und transparent aufzubereiten.
Die Studie der Universität Luzern wurde übrigens im Auftrag von Swiss Cigarette, dem Branchenverband der grossen Tabakmultis erstellt, bisher aber nicht veröffentlicht. Anscheinend ist es auch den Auftraggebern nicht ganz wohl dabei, schwarz auf weiss aufzuzeigen, dass Raucherinnen und Raucher die AHV weniger belasten, weil sie früher sterben.