Die Debatte zur Tabakwerbeverbot-Initiative sorgt in der SRF-Sendung «Club» für rauchende Köpfe. Nur in einem Punkt sind sich alle Gäste einig: Rauchen ist schädlich, vor allem für Jugendliche. Selbst Kevin Suter, der Vertreter der Tabakindustrie, hat dazu eine klare Meinung: «Kinder und Jugendliche, also Minderjährige, sollten nicht rauchen und auch keinen Zugang zu diesen Produkten haben.» Suter ist in der Geschäftsleitung von «Japan Tobacco International» und im Vorstand des Branchenverbands Swiss Cigarette.
Mehrheit der Jugendlichen konsumiert Tabakprodukte
Uneinig ist sich die Runde darüber, wie man Jugendliche vom Rauchen abhält. Denn die Mehrheit der Raucherinnen und Raucher fängt im Jugendalter damit an. Lungenarzt Alexander Möller – ebenfalls Gast im «Club» und Mitglied des Initiativkomitees – führte eine Studie mit rund 3500 Kindern und Jugendlichen aus dem Kanton Zürich durch: «Bereits 30 bis 40 Prozent der 15-Jährigen konsumieren immer wieder Tabakprodukte. Von den 17-Jährigen rauchen 25 Prozent regelmässig, also mehrmals pro Woche», sagt Möller. Rund 70 Prozent der Jugendlichen würden angeben, dass sie einmal oder wiederholt Zigaretten, E-Zigaretten oder Shisha probiert hätten oder regelmässig rauchten.
Welchen Einfluss hat die Werbung?
Ein Grund, früh mit Rauchen anzufangen, sei die Tabakwerbung, sind die Initianten für ein Tabakwerbeverbot überzeugt und tragen auf ihrer Webseite verschiedene Studien zusammen, die diesen Zusammenhang belegen. Die Gegner sehen in der Initiative hingegen ein extremes und unnötiges Werbeverbot: Die Tabakwerbung werde durch das bereits verabschiedete Tabakproduktegesetz eingeschränkt.
Zudem sei es «naiv zu glauben, dass Werbung der Kern allen Übels ist», schreibt das Nein-Komitee in seinem Argumentarium. Und weiter: «Werbung ist nicht Treiber für den Tabakkonsum von Jugendlichen. Das sieht auch die Stiftung ‹Sucht Schweiz› so. Gründe für den Einstieg in den Konsum von Tabakprodukten und Alternativprodukten sind vielmehr die Neugier, etwas Neues auszuprobieren, Gruppendruck und das persönliche Umfeld.»
«Da ist eine Irreführung der Bevölkerung»
Doch ganz so sieht «Sucht Schweiz» es nicht – im Gegenteil. Die Studie, auf die das Nein-Komitee sich berufe, werde falsch zitiert, teilt die Stiftung auf Anfrage des «Club» mit: «Die Interpretation der Studie ist eine Irreführung der Bevölkerung. Die Studie fragte nach den bewussten Motiven des E-Zigarettenkonsums. Fast 90 Prozent der Konsumierenden gaben die Neugier an. Und Werbung hat selbstverständlich einen grossen Einfluss auf die Neugier. Gruppendruck und persönliches Umfeld wurde gar nicht abgefragt.»
Das Thema Werbung sei gar nicht Teil der Untersuchung gewesen. Für «Sucht Schweiz» gebe es keine Zweifel daran, dass Werbung einen Effekt auf Jugendliche habe.