- 63 Prozent der Teilnehmenden sagen in der ersten SRG-Umfrage Ja zur Finanzierung der EU-Grenz- und Küstenwache Frontex.
- Die grösste Zustimmung erhält die Vorlage bei den Unterstützern der FDP, der Mitte und der GLP.
- Am kritischsten gegenüber dem neuen Gesetz sind die Jungen: Nur 44 Prozent der 18- bis 39-Jährigen sagen Ja zur Aufstockung der Unterstützung der Frontex.
In der letzten Herbstsession hatte das Parlament entschieden, die EU-Grenz- und Küstenwache Frontex mit 61 statt 14 Millionen Franken jährlich zu unterstützen. Die Schlussabstimmung im Nationalrat fiel mit 88 zu 80 Stimmen bei 28 Enthaltungen knapp aus. Die Nein-Stimmen kamen von der SP-, Grünen- und vereinzelt von der SVP-Fraktion. Viele SVP-Vertreterinnen und -Vertreter enthielten sich der Stimme. Das linke Aktivistennetzwerk Migrant Solidarity Network hat in der Folge das Referendum ergriffen.
Zustimmung bei allen Parteien
Die SRG-Umfrage, welche GFS Bern im Auftrag der SRG durchgeführt hat, zeigt, dass acht Wochen vor der Abstimmung eine deutliche Mehrheit für die Finanzierung der Frontex stimmen würde: 31 Prozent der Befragten stimmten bestimmt dafür, 32 Prozent wären eher dafür.
Die Vorlage geniesst vor allem in der politischen Mitte sowie bei der FDP grosse Zustimmung. Bei den Grünen und der SP ist die Zustimmung weniger ausgeprägt. Am kritischsten beurteilen die SVP-Anhänger die Frontex-Finanzierung.
«Bei der SVP sind die Meinungen gespalten», sagt der Co-Leiter von GFS Bern, Lukas Golder. «Einerseits soll die Frontex mehr Geld erhalten, um besser funktionieren und die Sicherheit gewährleisten zu können. Andererseits ist man aus Prinzip gegen die Funktionsweise von Schengen und der EU, und will deshalb dagegen stimmen.» Entscheidend könnte für die SVP-Sympathisanten sein, welche Parole die Delegierten ausgeben werden. Die Frage sei, ob die Delegierten eher der Argumentation von mehr Sicherheit folgen oder sich die Grundsatzkritik an der EU durchsetze.
Schaut man die Stimmabsichten der verschiedenen Altersgruppen an, fällt die geringe Zustimmung bei den Jungen auf: Nur 44 Prozent der 18- bis 39-Jährigen sagen Ja zur Frontex-Finanzierung. Allzu viel Gewicht mögen die Politikwissenschaftler von GFS Bern dem aber nicht geben, da derzeit die Mobilisierung bei dieser Altersgruppe gering sei.
Sicherheitsargument ist derzeit am wichtigsten
Insgesamt hat das Sicherheitsargument derzeit als Pro-Argument deutlich mehr Gewicht als die rechte Kritik am Schengen-System oder die Linke an den illegalen Pushbacks von Flüchtlingen der Frontex. «Das dürfte durch den Ukrainekrieg noch zunehmen», sagt Lukas Golder. «Es geht insgesamt bei der Diskussion um die Frontex-Abstimmung vor allem um die Sicherheit. Der Ukrainekrieg verstärkt das noch. Die Anti-EU-Diskussion wird dadurch geschwächt.»
Auch sehe bei der Frontex-Finanzierung die Mehrheit der Bevölkerung den Handlungsbedarf. «Das macht es für Bundesrat und Parlament entspannt. Denn ist das der Fall, ist es normalerweise einfach, auch bis zum Schluss eine Mehrheit von einem Anliegen zu überzeugen.»