Die Gründe für die Annahme der Vorlage «Ehe für alle» verorteten die Politikerinnen und Politiker in einem Umdenken in der Gesellschaft. «Es hat in der Gesellschaft ein Wandel stattgefunden», stellte Petra Gössi fest. «Das Anliegen ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.»
Das sehe man klar daran, dass auch konservative Kantone zugestimmt hätten. So deutlich hätte sie das aber nicht erwartet, so Gössi.
Nun wird die Lebensrealität von homo- und heterosexuellen Paaren als gleichwertig anerkannt.
Auch die Abstimmungsempfehlung seiner Partei, der Mitte, habe diesen Wandel abgebildet, sagte Gerhard Pfister. «Bei uns hat keine einzige Kantonalpartei die Vorlage abgelehnt.» Er sei froh darüber, dass dieser Wandel nun auch in der Gesetzgebung abgebildet werde.
Für Mattea Meier geht die Annahme der Vorlage noch weiter. «Nun wird die Lebensrealität von homo- und heterosexuellen Paaren als gleichwertig anerkannt.», freute sie sich in der Runde.
Einzig die SVP war im Vorfeld gegen die Vorlage. Franz Grüter sagte, seine Partei nehme das Resultat demokratisch an. «Bei unserer Ablehnung stand vor allem das Kindeswohl im Vordergrund, nicht die kritische Haltung gegenüber der Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren.»
«Jede Initiative hat den Kern eines Problems»
Zu der wuchtigen Ablehnung der Initiative Kapitalbesteuerung der Juso sagte Mattea Meyer: «Natürlich sind wir enttäuscht. Die Stimmbevölkerung hat es klar abgelehnt, Kapitaleinkommen stärker zu besteuern.»
Petra Gössi sieht das Abstimmungsresultat als Sieg für den Standort Schweiz: «Die Schweizer Bevölkerung hat mit diesem Votum aufgezeigt, dass sie schon genug Umverteilung hat. Und sie hat auch gezeigt, dass in der Schweiz die Wohlhabenden, die Reichen geachtet werden.»
Dieses Resultat ist keine generelle Zustimmung zu wirtschaftsfreundlichen Initiativen.
Auch Gerhard Pfister freut sich über das Nein. Er sagte in der Runde aber: «Ich würde Economiesuisse empfehlen, in solchen Fragen vorsichtiger zu sein. Denn: Jede Initiative hat den Kern eines Problems.» Natürlich sei er der Meinung, dass die vorgeschlagene Lösung der Juso falsch sei.
Als Schlappe für die Jungpartei sehe er das Resultat nicht: «Sie haben es geschafft, 30 Prozent Ja-Stimmen zu erreichen.» Es seien viele Vorlagen hängig, die die Wirtschaft entlasten wollen.
Pfister erinnerte an die Annahme der sogenannten Abzocker-Initiative: «Dort hat das Volk deutlich gesagt, wo es korrigieren will. Will man die soziale Marktwirtschaft in der Schweiz erhalten, tut man gut daran, kritische Stimmen aufzunehmen und zu zeigen, wo das Problem liegt.»
Für Franz Grüter hingegen ist es klar: «Diese Initiative war definitiv falsch. Sie hat suggeriert, es betreffe nur ein Prozent der Gesellschaft. Das ist nicht Realität und die Stimmbürger haben das gemerkt.» Er sagte in der Runde aber auch: «Dieses Resultat ist keine generelle Zustimmung zu wirtschaftsfreundlichen Initiativen.» Und: Eine gewisse Ausgewogenheit sei im Steuersystem schon vorhanden.