Michael Jackson polarisiert – auch zehn Jahre nach seinem Tod. Ein neuer Dokumentarfilm rückt alte Vorwürfe gegen den «King of Pop» wieder in den Fokus. In «Leaving Neverland» beschuldigen James Safechuck und Wade Robson die Pop-Ikone des Kindsmissbrauchs.
SRF hat den Film am Samstag gezeigt. Die Reaktionen in den sozialen Medien reichen von «Völlig daneben, auf einem Toten rumzutrampeln» bis «Genie und Monster in einem». Und darunter auch ganz oft die Frage: Darf man Michael Jacksons Musik jetzt überhaupt noch hören?
Was denken Sie, darf man?
In den USA war der Film war vor allem für seine Einseitigkeit kritisiert worden. Die Angehörigen von Michael Jackson kamen nicht zu Wort und sprechen von einer «öffentlichen Hinrichtung», weil der Sänger sich zu den Vorwürfen nicht mehr äussern kann.
Je länger die Debatte dauert, desto mehr zweifeln Twitter-User die Glaubwürdigkeit der beiden Protagonisten an.
Vor allem Wade Robson wird auf Twitter oft als Lügner bezeichnet. Er erzählte, im Bahnhofsgebäude auf der Neverland-Ranch missbraucht worden zu sein. Zum erwähnten Zeitpunkt gab es besagtes Haus noch nicht, sagen seine Kritiker.
Das Genie und das Monster
Nicht nur die Protagonisten, auch deren Familien werden heftig kritisiert: «Am meisten wundere ich mich über die Mütter. Geld und schönes Leben, sie waren blind. Für mich waren die beiden Männer sehr glaubhaft. Ihre Stimme, Körper und Augen sprachen mit», kommentiert Annelies G. auf der Facebook-Seite von SRF.
Die US-Schauspielerin Heather Graham findet die beiden Männer «sehr mutig» und hofft, dass sich dadurch mehr Menschen ermutigt fühlen, über sexuellen Missbrauch zu sprechen. Sie erntete einen Shitstorm für ihren Tweet.
In der hitzigen Debatte ist Jacksons eigene Kindheit immer wieder Thema: «Ein Monster als Ergebnis des abartigen amerikanischen Showbusiness, in das er selbst als Kind hineingedrängt wurde – durch die unendliche Gier und Gefühlskälte seiner Eltern?», kommentiert E. H. bei SRF.
«Was Michael gemacht hat, war falsch», findet Michael T. auf Facebook: «Er war ein Kind im Körper eines Erwachsenen und entdeckte seine Sexualität mit anderen Kindern.» Er relativiert aber: «Die Justiz hat Michael freigesprochen und bei solch schwerwiegenden Vorwürfen sicher genau hingeschaut. Es gab offensichtlich keine Beweise.»