Anderthalb Jahre lang ermittelte eine parlamentarische Untersuchungskommission im Fall des Bündner Baukartells. Nun liegt ein 270-seitiger, erster Teilbericht vor. Die PUK geizt darin nicht mit Kritik an den Polizeieinsätzen gegen den Whistleblower Adam Quadroni, der den Skandal auffliegen liess. Für dessen Berater, Giusep Nay, ist das eine Befriedigung.
SRF News: Was sagen Sie zum Bericht der Untersuchungskommission?
Giusep Nay: Herr Quadroni und ich haben ihn mit Befriedigung und mit grosser Genugtuung zur Kenntnis genommen.
Was fordern Sie nun?
Es geht um einen Fall von Staatshaftung. Es liegt bei den Polizeieinsätzen gegen Herrn Quadroni – entgegen dem, was die Medienberichte jetzt teilweise rapportieren – fast auf der ganzen Linie unrechtmässiges Handeln vor. Die Folgen, die diese Einsätze für ihn hatten, sind bekannt. Der Kanton Graubünden täte gut daran, sich zu überlegen, so wie er mit den Baumeistern Lösungen gefunden hat, auch mit Herrn Quadroni eine Lösung zu finden.
Sie fordern eine finanzielle Wiedergutmachung des Kantons?
Ja, denn Herrn Quadroni ist ein grosser wirtschaftlicher Schaden entstanden. Aber es geht auch um zahlreiche unrechtmässige Eingriffe in seine Persönlichkeitsrechte.
Hätten Sie gerne gesehen, wenn die PUK noch weiter gegangen wäre?
Nein. Ihre Empfehlungen zeigen auf, dass bei der KESB (Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde, Anm. d. Red.), der Kantonspolizei und teilweise auch beim Betreiber des Konkursamts Scuol die rechtsstaatlichen Voraussetzungen, die ihre Massnahmen erfüllen müssen, gar nicht bekannt sind und im Fall Quadroni weitestgehend nicht eingehalten wurden.
Es liegt bei den Polizeieinsätzen gegen Herrn Quadroni fast auf der ganzen Linie unrechtmässiges Handeln vor.
Eine zweite PUK-Untersuchung steht an. Wie geht es für Ihren Mandanten weiter?
Wir sind gespannt auf den zweiten Teil des Berichts zum Baukartell, in dem es dann um die Zusammenhänge zwischen den Polizeieinsätzen und dem Baukartell geht. Heute wird gesagt, man hätte nichts gefunden. Doch wer die Zusammenhänge nicht sieht, ist meines Erachtens naiv. Die liegen auf der Hand. Wir hoffen, dass sie mit dem zweiten Bericht auf den Tisch kommen.
Das Gespräch führte Pius Kessler.