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Zurück zum Sonntagsbraten: Bewussterer Fleischkonsum gefordert
Aus SRF 4 News vom 28.06.2022. Bild: keystone
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Bewusster Fleischkonsum Initiative gegen Massentierhaltung: Nachhaltig oder bevormundend?

Im Herbst stimmt die Schweiz über die Initiative gegen Massentierhaltung ab. Ein wichtiger Diskussionspunkt: das Fleisch. In Zukunft soll in der Produktion überall der Bio-Standard gelten. Dadurch würde inländisches Fleisch teurer werden. Die Initiative scheidet die Geister.

Meret Schneider ist Mitinitiantin der Massentierhaltungsinitiative und Nationalrätin der Grünen. In der SRF-Sendung Arena brachte sie ihr Anliegen auf den Punkt: «Wir sollten zurück zum Sonntagsbraten: Also ein- bis zweimal pro Woche Fleisch essen, aber solches von Tieren, die ein einigermassen gutes Leben hatten.»

Was will die Massentierhaltungsinitiative?

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Legende: Bereits im September 2019 haben die Mitglieder des Initiativkomitees die Unterschriften für die Massentierhaltungsinitiative bei der Bundeskanzlei eingereicht. Keystone

Die Initiative will die Massentierhaltung in der Schweiz verbieten und die Würde der Tiere in der landwirtschaftlichen Tierhaltung in die Verfassung aufnehmen. Zum Beispiel mit einem täglichen Gang ins Freie, schonenderen Schlachtmethoden und viel weniger Tieren pro Weidefläche und Stall. Zudem will die Initiative weg von der industriellen Fleischproduktion. Das betrifft vor allem die industrielle Hühner- und Schweinemast.

Der Bundesrat lehnt die Initiative ab.

Tatsächlich hat sich der Fleischkonsum in der Schweiz immer wieder verändert. Die Schweizer Historikerin Gisela Hürlimann sagt, es fehle zwar die exakte Datenlage, aber der Fleischkonsum sei früher viel tiefer gewesen. Gutes Fleisch, meist Rindfleisch, sei bis etwa 1900 etwas für Privilegierte gewesen.

Grossfamilie sitzt am Tisch.
Legende: Aus finanziellen Gründen kam früher in vielen Familien nur einmal pro Woche Fleisch auf den Tisch. Keystone

Erst um 1950 wurde Fleisch für die breite Masse zugänglich. Damals wurden rund 30 Kilogramm pro Kopf und Jahr gegessen. Dann sei der Konsum angestiegen, so Hürlimann. «Wir beobachten seit 1950 zwei Entwicklungen: Einerseits wird aus dem Rinderland Schweiz mit Bratwurst, Voressen oder Sonntagsbraten ein Land des Schweinefleischkonsums mit Cervelat, Schweineschnitzel und Kotelett. Zweitens geht der Trend in den letzten 20 Jahren zu einem deutlich tieferen Fleischkonsum.»

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Bundesrat lehnt Massentierhaltungsinitiative ab
Aus Tagesschau vom 28.06.2022.
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Poulet ist auf dem Vormarsch

Während der Gesamtfleischkonsum in den letzten Jahren stagniert oder leicht zurückgeht, essen Schweizerinnen und Schweizer immer mehr Poulet. Dies, da es als gesund und fettarm gilt, erklärt der Direktor des Schweizer Bauernverbands, Martin Rufer.

Pro Jahr und Person essen Herr und Frau Schweizer 51 Kilogramm Fleisch. Davon sind 26 Kilogramm Schweinefleisch und 14 Kilogramm Huhn. Das sei viel zu viel, sagt der Landwirtschaftsberater Eric Meili. «Wir müssen unseren Fleischkonsum reduzieren. Dabei müssen wir aber genau hinschauen, welches Fleisch wir reduzieren.»

Nicht nur weniger Fleisch, sondern auch anderes

Meili war 30 Jahre lang am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) tätig. Für ihn sei vor allem die intensive Poulet- und Schweinefleischproduktion problematisch. Dies da dafür hochwertiges Getreide den Tieren verfüttert wird, das eigentlich Menschen ernähren könnte.

Wir müssen verhindern, dass unsere Tiere den Armen auf dieser Welt das Getreide wegfressen. Das kann weder moralisch noch ethisch die Lösung sein.
Autor: Eric Meili Landwirtschaftsberater

Die Schweiz sei ein Grasland und auf Wiederkäuer wie Kühe ausgerichtet. «Wir müssen verhindern, dass unsere Tiere den Armen auf dieser Welt das Getreide wegfressen. Das kann weder moralisch noch ethisch die Lösung sein.»

Kühe trinken Wasser in den Bergen.
Legende: Eric Meili möchte in Zukunft auf Produkte von Grasland-Tieren wie Kühen setzen. Keystone

Da die Massentierhaltung beim Poulet- und Schweinefleisch ansetzt, gehe die Massentierhaltungsinitiative in die richtige Richtung.

«Die Initiative führt zu mehr Fleischimport»

Ganz anders sieht dies der Schweizer Bauernverband, der die Initiative bekämpft. Rufer sagt, man könne den Konsumentinnen und Konsumenten nicht befehlen, was sie essen sollten und was nicht. 

Mann im Anzug steht in Kuhstall.
Legende: Laut Martin Rufer essen vor allem die jungen Schweizerinnen und Schweizer viel Poulet. Keystone

«Diese Initiative würde dazu führen, dass die Produktion von Poulet in der Schweiz massiv zurückgehen würde. Wir rechnen mit einem Minus von 90 Prozent.»

Wir importieren bereits heute rund 50’000 Tonnen Poulet – teilweise aus Ländern mit sehr laschen Schutzbestimmungen.
Autor: Martin Rufer Direktor des Schweizer Bauernverbands

Rufer befürchtet, dass der Konsum trotz der Initiative nicht weniger würde und dadurch mehr Fleisch importiert werden würde. «Wir importieren bereits heute rund 50’000 Tonnen Poulet – teilweise aus Ländern mit sehr laschen Schutzbestimmungen.»

Fleischproduktion und Fleischkonsum: Hoch emotional und umstritten. Wessen Argumente mehr überzeugen, wird sich bei der Abstimmung am 25. September 2022 zeigen.

Echo der Zeit, 28.06.2022, 18:00 Uhr ; 

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